Tisch 3 – Label, Logo, Brand

Wir alle haben etwas an. Jeden Morgen entscheiden wir neu, was wir tragen – manche von uns unbewusst, manche sehr bewusst. Das, was wir tragen, sagt etwas über uns aus. Wovon sind wir überzeugt? Welche Musik mögen wir? Welcher Subkultur fühlen wir uns nah? Gehen wir mit den aktuellen Trends oder absichtlich dagegen? Warum tragen wir das Logo einer bestimmten  Marke freiwillig an unserem Körper? Warum laufen wir quasi als Markenbotschafter:innen umher. Warum ist etwas cool oder uncool? Wer entscheidet denn überhaupt darüber, und warum interessiert uns das?

 

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Das Gehirn – Tiefenwissen

 

HÖRTIPPS

Textilkennzeichnungsgesetz

DLF – Kleider machen Leute aber warum und wie

Podcast – Kleidercodes der rechten Szene

EXKURSIONEN

Berlin

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

Dauerausstellung Kunstgewerbemuseum

Brandenburg

Modemuseum Schloss Meyenburg

Baden Württemberg

Schloss Ludwigsburg

Bayern

Staatliches Textil und Industriemuseum Augsburg

Kunsthalle München – Viktor & Rolf – Fashion Statements

Hessen

Deutsches Ledermuseum Offenbach

Die Turnschuhe der Marke Nike, in denen Joschka Fischer 1985 den Amtseid als Umweltminister von Hessen ablegte, befinden sich heute im Deutschen Ledermuseum in Offenbach. 

Sachsen

GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig

USA

The Met – New York

Hier lässt sich wunderbar recherchieren, ohne eine Flugreise zu buchen. Das Metropolitan Museum hat eine sehr gut navigierbare Website. Neben einem umfangreichen Onlinekatalog könnt ihr euch auch Bücher zu Mode- und Textilthemen in Form von PDFs herunterladen. Die Ausstellungen werden zudem sehr umfangreich  digital begleitet.

Wer oder was ist H&M?

H&M –  Hennes & Mauritz ist ein schwedisches Textilhandelsunternehmen. Es ist interessant, dass H&M sehr viele Marken unter einem Dach vereint. Das wissen nicht viele Menschen. Deshalb listen wir die „Kinder“ der H&M Familie hier einmal auf: Afound/ Arket/Cheap Monday/ COS/ H&M/ Monki/ Nyden/ Weekday/ &otherstories

Newfangled/Erneuerungssüchtig

Mode und Kleidung kann Wünschen nach Identität ein zu Hause geben.

Die Fotografin Genesis Kahveci arbeitet an einer Fotoreihe. Dafür lichtet sie sich in ihrer Wohnung in Kleidern ab, die sie nicht ohne weiteres auf der Straße tragen würde. Manchmal traut sie sich sie anziehen, zumeist aber nicht.

Sie schreibt: Ich kaufe Kleider, die ich in der Öffentlichkeit nicht trage, weil ich Angst habe, gesehen zu werden, und die möglichen Reaktionen darauf meine Scham verstärken. Jedoch die Verheißung von Gendereuphorie und Status machen es unwiderstehlich, die Kleider nicht zu kaufen. Also hängen sie entweder in ihren Staubbeuteln oder werden heimlich in meinen eigenen vier Wänden getragen. Hier kann ich der Fantasie nacheifern, die ich täglich in der Werbung sehe. Indem ich diese Bilder mache, desensibilisiere ich mich selbst, um langsam feminine Kleidung in meinen üblichen Stil einzubauen. Ich verschiebe die Grenze dessen, was ich mir zutraue, in der Öffentlichkeit zu tragen.“

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Expert:innen lokaltextil

Wir beschäftigen uns schon sehr lange mit Kleidung und den Aussagen, die darüber getroffen werden. Wir alle kommunizieren mittels Formen, Dessin, Farbe und Texturen. In verschiedenen Vortrags- und Workshopformaten vermitteln wir, was nonverbale Kommunikation bedeutet und wie Kleidung unsere Identität unterstützt. Wie interessant und hilfreich es ist, in unseren Kleidern zu lesen. Wir freuen uns, wenn ihr Lust auf einen Workshop oder Vortrag mit Eva Howitz, Lena Seik und/oder Marcus Pester-Weißbach von lokaltextil habt. Meldet euch gern unter: hallo@lokaltextil.de

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Vorsatzpapier Hunderunde

Herkunft: illustriert von Nadine Prange

Material: Papier

Wir arbeiten an der Veröffentlichung unseres Kinderbuches Hunderunde – Wie weit wir für unsere Kleidung gehen (AT). Hier sehen wir das Vorsatzpapier. Das ist der Schmuck der Innenseite, wenn ein Buch aufgeklappt wird.

Das Konzept und die Idee zum Buch kommen von lokaltextil, den Text schreibt die Autorin Frauke Angel.  
Nadine Prange
 ist unsere Illustratorin. Sie hat das Vorsatzpapier gezeichnet. Es ist sehr lustig. Die sichtbaren Logos sind spielerisch verändert. Umgelabelt sozusagen. Versace wird zu Versagen. Levis zu Elvis und Chanel ist Schade. Unser Buch erklärt jeder Person, was es auf sich hat mit den Logos, Labels, Marken und Brands. Warum wir uns anziehen. Wie wir uns anziehen. Und warum es sich lohnt und es Spaß macht, genauer hinzuschauen.

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H&M Pyjama

Herkunft: Verschenkekiste, Südvorstadt Leipzig

Material: 100% Baumwolle

Diesen gepunkteten Pyjama der Marke H&M haben wir auf der Straße gefunden. In einer „Verschenke-Kiste“. Allein diese Tatsache regt uns zum Nachdenken an.

Es ist sehr interessant, die Schilder in unserer Kleidung genau anzusehen. In ihnen zu lesen.

Welche Größe? Weltweit?

Made in Bangladesh.

Es befinden sich einige Pflegehinweise auf dem Schild. Mehr zu den Symbolen und weiteren Pflegehinweisen findet ihr auf diesem  Tisch.

Wir können herausfinden aus welchen Fasern das Kleidungsstück besteht.

Zu welchen Anteilen.

Dabei wird der prozentual größte Anteil immer zuerst erwähnt.

Das vorliegende Stück besteht aus 100% Baumwolle.

Auf dem Schild ist diese Information in 34 Sprachen übersetzt.

Die Knöpfe sind selbstverständlich nicht aus Baumwolle.

Die Wäscheschilder auch nicht.

Das Garn, welches die Teile zusammenhält, wahrscheinlich auch nicht.

Diese Fakten finden keine Erwähnung.

Auch, dass es sich um ein Gewebe und kein Gestrick handelt, steht nirgends geschrieben.

Der Stoff wurde wahrscheinlich mit Rouleaux-Druck, mittels Punktedessin, veredelt.

Auch dies wird nicht erwähnt.

 

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FRAGE

Was sage ich heute mit meiner Kleidung aus?

Diskutiert diese Frage.

Denkt darüber nach, was ihr mit Hilfe eurer Kleidung aussendet.

Sprecht darüber, was bei den Empfänger:innen ankommt? 

Gibt es Aussagen, die nicht ankommen? 

Kommt es zu Fehlkommunikation? 

Versucht aufzudecken, wie eure Kleidung spricht. 

Sagt euch gegenseitig, warum ihr etwas tragt.

Stellt dem Gegenüber eure Kleidung vor.

Denkt über eure Kleiderwahl nach.

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Das Nationaltrikot und sein Geheimnis

Herkunft: adidas

Material: 100% Polyester

Das deutsche Nationaltrikot für die WM 2022 wurde vom Unternehmen adidas „hergestellt“. Der Sportartikelhersteller ist offizieller Partner des DFB. HIER ist eine Recherche zum deutschen Nationaltrikot und den verwendeten Ressourcen zu lesen.

Triggerwarnung Greenwashing:
Recyclingfaser, unfaire Arbeitsbedingungen und Meeresplastik.

Gegründet wurde das Recherchekollektiv Flip 2020, mitten in der Corona-Krise. Die Recherchen und Empfehlungen kann man nicht kaufen. Flip sind unabhängig und unbestechlich. Wir empfehlen den Newsletter uneingeschränkt zum Abonnement.

Im April 2024 hat der Sportartikelhersteller adidas bekannt gegeben, die Zusammenarbeit mit Parley zu kündigen. Parley for the Oceans ist eine gemeinnützige Umweltorganisation, die sich für den Schutz der Ozeane einsetzt. Für adidas sammelte sie Plastikmüll an den Stränden der Malediven. Doch die Recherchen von Flip gemeinsam mit der ZEIT ergaben, dass Adidas nur einen geringen Teil des Plastiks von Parley bezieht. Der Großteil stammte aus Ländern und von Zulieferern, bei denen die Arbeitsrechtslage vollkommen ungeklärt war.
Damit wird das Engagement im Bereich oceanplastic komplett aufgegeben, denn adidas engagiert sich bereits in vielfältigen Nachhaltigkeitsprojekten sagt die Marke über sich selbst. Auch dazu gibt es einen Artikel auf www.letsflip.de .

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Bibliothek

Exactitudes

Ari Versluis & Ellie Uyttenbroeks

1994 startet das Langzeitfotoprojekt der Fotograf:innen in Rotterdam. Es werden Personen, die eine Reihe von visuellen Merkmalen aufweisen, die sie bestimmten sozialen Typen zuordnen, portraitiert. Ob Gabbers, Glamboths, Mohawks, Rockers oder The Girls from Ipanema. Versluis und Uyttenbroeks erkennen spezifische Kleidungscodes, Verhaltensweisen oder Einstellungen, die beispielsweise zu bestimmten Subkulturen gehören oder soziale Gruppen charakterisieren. Der Fotoband entwickelt sich von Jahr zu Jahr weiter und versammelt in einem Bilderraster jeweils zwölf Personenportraits pro Seite.

www.exactitudes.com

Kleider machen Leute

Herlinde Koelbl

In Kleider machen Leute fragt Herlinde Koelbl nach den Veränderungen des Menschen durch das Tragen einer Uniform. Wie ändert sich das Selbstbewusstsein, der Gang, das Körpergefühl und dadurch dann das Verhalten. Gibt es eine größere Anerkennung, einen größeren Respekt, eine größere Sicherheit, ein mutigeres, ein patriotischeres Empfinden? Wie verändert sich das Gruppenverhalten durch die gemeinsame Kleidung? Werden Hierarchie und Befehle leichter akzeptiert? Wie wichtig ist die Standeskleidung für den Menschen? Für den Chefarzt in Weiß, den Fahrer in der Uniform, den Steward, den McDonalds-Verkäufer oder den Maitre? Welche Wirkung erzielt der Uniformträger und wie ist die Wechselwirkung zwischen Betrachter und Uniformiertem?

MY PARENTS

Thái-Công

An Homage to Fashion, Photography and Life

Der Stylist verwandelt seine Eltern in Versace-Fans, Gucci-People und viele weitere Welten mehr. Gemeinsam mit Fotograf:innen entwickelt Thái-Công Settings, die den Betrachter:innen die Wirksamkeit und Magie von Mode und Styling visualisieren. Das Leben kann so viele Verwandlungen bedeuten. Wir können so viel sein und werden, können spielen und Aussehenserwartungen erzeugen, Codes setzen, verwirren und abholen. Unsere Kleider als ästhetisches Spiel zu begreifen, dazu lädt dieses Buch ein.

 

Fashion V Sport

Salazar Ligaya

Der Katalog erschien 2009 zur Ausstellung Fashion V Sport im Viktoria & Albert Museum in London. Die Ausstellung beleuchtet das Zusammenspiel von Sportbekleidung und Ready To Wear. Wie beeinflussen Funktionskleidung und Sportbekleidung Designhäuser und deren Kollektionen? Wir leben in Zeiten der Sportification. Tragen Turnschuhe im Alltag und Jogginghose zu jedem Anlass. Der Satz „Wer Jogginghose trägt hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“, den Karl Lagerfeld vor vielen Jahren aussprach, hat nichts mit der Kleidungsrealität unserer Zeit zu tun.

Das Buch bietet einen guten Überblick zum Thema Beste Freundschaft zwischen Sport und High Fashion. Zumindest bis 2009.

ITEMS : is Fashion Modern?

Paola Antonelli & Michelle Millar

Der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Museum of Modern Art in New York stellt eine Art Lexikon 111 ikonischer Stücke dar. Die Levi’s 501 Jeans und der Sari sind so alt, aufgeladen und geschichtsträchtig wie die Perlenkette und die Keffiyeh. Wenn wir verstehen wollen, warum wir von Dingen angezogen oder abgestossen sind, müssen wir lernen, die Dinge zu lesen. Zu decodieren. Nicht zu tief und nicht zu oberflächlich werden im Buch, in alphabetischer Reihenfolge, spezielle Kleiderobjekte definiert, über deren Herkunft informiert und mittels Abbildungen in verschiedensten Kontexten illustriert.

Die Ausstellung und so auch das Buch widmen sich in erster Linie Objekten und nicht speziellen Designer:innen oder Designhäusern. Betrachtet werden die vielfältigen Beziehungen zwischen Mode und Funktionalität, Kultur, Ästhetik, Politik, Arbeit, Identität, Wirtschaft und Technologie. Der Katalog ist hier erhältlich und ist eine absolute Empfehlung. 

Im Spiegelsaal

Liv Strömquist

Wenn wir uns kleiden, bestimmte Dinge machen oder auch nicht, unterliegen wir Wahrnehmungsmustern. Ob wir wollen oder nicht. Wir ahmen die Anderen nach und denken trotzdem, wir wären wahnsinnig individuell. Die Art und Weise der Wahrnehmung hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert.

„Bereits 2003 schrieb die Philosophin Susan Bordo, dass wir in einem „Imperium der Bilder“ leben. In den letzten Jahren wurde diese Theorie mehr und mehr zur Realität: Eine iPhone-Kamera in jeder Hand, und dank der weit verbreiteten Social-Media-Nutzung ertrinken wir in einer Flut der Bilder. Wir kommunizieren durch Bilder, wir verabreden uns mittels Bildern, wir berichten aus unserem Leben mit Bildern und wir erfahren über das Leben anderer durch Bilder.“

Wie verändert sich dadurch unsere Wahrnehmung von Schönheit? Liv Strömquist schafft es auch in dieser Graphic Novel, die Leser:innen zu erleuchten. Sie ist einfach pointiert und radikal. Ihre Bücher zu lesen heißt, sich selbst zu begegnen und danach sind wir verwandelt und blicken klarer auf die Phänomene des In-der-Welt-Seins, ob nackt oder angezogen. Das geht zumindest Lena Seik und Eva Howitz so. 

Power Dressing: First Ladies, Women Politicians & Fashion

Robb Young

Politiker:innen betreten tagtäglich eine Bühne. Alles kommuniziert, und insbesondere passiert das nonverbal über die Kleider, die sie tragen. Stellen wir uns vor, wir müssten jeden Tag auftreten und alles, was wir am Leib tragen, kommuniziert mit. Stellen wir uns vor, wie komplex die Möglichkeiten, sich zu kleiden und dabei Fettnäpfe zu erwischen, heute sind. Es ist nicht von der Hand zu weisen, wie wichtig die zweite Haut in der Präsentation von Macht und Haltung ist. Das Buch Power Dressing beschäftigt sich mit führenden Politiker:innen und deren Entscheidungen für bestimmte Garderoben. Sehr gut, interessant und tief recherchiert. Sowohl auf Text-, als auch auf Bildebene ein Gewinn.

Advanced Style

Ari Seth Cohen

Das Buch zum Film und zum Blog. Ein Hoch auf die Damen und Herren, die verstanden haben, dass man nie zu alt ist , um sich in seinen Kleidern wohl zu fühlen. Sich mittels seiner Kleider auszudrücken. Applaus für all diejenigen, die es verstehen, sich aufregend und interessant, qualitativ hochwertig und ansprechend zu kleiden. Das sich Kleiden als eine Kultur zu begreifen und das in jedem Alter, darum geht es in diesem Buch. Danke für die Inspiration und das Empowerment.

Fashion Talks 

Vera Franke & Bitten Stetter

Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung aus dem Jahr 2012 im Museum für Kommunikation in Berlin.
Die Ausstellung wurde kuriert von Vera Franke und Bitten Stetter. Ein sehr guter Rundumschlag zum Thema Kleiderkommunikation. Sicherlich verändert sich alles permanent. Moden, Zeiten, Menschen. Die Mechanismen und die Geschichten hinter den Dingen erzählen sich weiter. Die Ausstellung und der dazugehörige Katalog sind ein Reservoir von Erzählungen, Geschichten, Definitionen und Ansätzen, wie wir mit unseren Kleidern kommunizieren und wie wichtig es ist, sich dies bewusst zu machen.

The Devil`s Cloth – A History of Stripes and Striped Fabric

Michel Pastoureau

Unsere Kleidung spricht nicht nur wenn wir etwas darauf schreiben. Auch die verschiedenen Muster, die wir wählen, sprechen. Wie auch Formen, Materialien und Farben, sind Muster voll von geschichtlichem Wissen. Wie es sich mit den Streifen verhält, erörtert Michel Pastoureau in seinem kleinen aber intensiven Buch. Warum im Mittelalter gestreift gekleidet sein eher kriminelle Aussagen traf und es in unserer heutigen Zeit einen hygienischen Streifen gibt, darüber und über viel viel mehr informiert The Devil`s Cloth. Eva Howitz hat aus dem Buch einen Vortrag gemacht. Wer ihn hören möchte, meldet sich bei ihr. eva@lokaltextil.de

Jugend und Mode – Kleidung als Selbstinszenierung

Dieter Baacke, Rainer Dollase, Uschi Dresing, Ingrid Volkmer

„Wann zuerst hätte ein Buch über ,Jugend und Mode‘ erscheinen können? Eine interessante, aber äußerst schwierige Frage, wenn man sie historisch-präzis und differenziert zu beantworten sucht. Im Groben hingegen liegt die Antwort auf der Hand: den Zusammen­hang von Jugend und Mode zu beobachten und zu bedenken lohnt sich, seitdem Jugendliche selbst Beiträger zum Mode-Diskurs sind und sich nicht mehr in das fügen, was Eltern ihnen als Kleidung vor­ schreiben.“ 

Im Buch finden Lesende vielfältige Informationen zur Kleiderpraxis der Jugend. Es gibt verrückte Auszüge aus Punkmagazinen, in denen wir lernen, dass eine Scheibe ranzige Salami die Haut gewünscht unrein werden lassen kann. Gesetzt den Fall, man appliziert die Salami über Nacht auf dem eigenen Gesicht. 

Es macht großen Spaß und ist immer wieder spannend zu lesen, was junge Menschen im Heranwachsen dazu anspornt, neu und anders über die selbst gewählte Kleidung nachzudenken. Kleidung als Mittel zur optischen Rebellion zu nutzen oder eben auch nicht.

Auch dazu hat Eva Howitz eine Vorlesung geschrieben. Meldet euch gern bei Interesse.

Die Sprache der Mode

Rohland Barthes

Mit den Worten vom Autor selbst:

„»Das Vorhaben von Die Sprache der Mode entstand unmittelbar im Anschluß an das Nachwort der Mythen des Alltags, in dem ich die Möglichkeit einer immanenten Analyse anderer Zeichensysteme als der Sprache entdeckt habe – oder zu entdecken geglaubt hatte. Ich hatte von diesem Augenblick an den Wunsch, eines dieser Systeme, eine von allen gesprochene und zugleich allen unbekannte Sprache, Schritt für Schritt zu rekonstruieren. So habe ich die Kleidung gewählt.« Roland Barthes

Kleidung spricht eine unglaublich vielschichtige Sprache. 

»Damit haben wir also für ein und dasselbe Objekt (ein Kleid, ein Kostüm, einen Gürtel) drei unterschiedliche Strukturen – eine technologische, eine ikonische und eine verbale.« Schreibt Barthes selbst.

Das  Buch ist ein Klassiker. Allerdings ist es eine sehr abstrahierende Sicht auf Kleidung und vor allem Mode. Sich hier einzuarbeiten kostet etwas Kraft und Nerven. Trotzdem schätzen wir das Werk als eine der Perspektiven auf unser Kleidersystem. 

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Bruno Banani

Herkunft: Galerie Kaufhof

Material: Baumwolle, Gummilitze

Klingt italienisch. Ist aber eine Marke aus Chemnitz. Die Geschichte hat uns interessiert!
Das Unternehmen wurde am 1. November 1993 von Betriebswirt Wolfgang Jassner als Mehrheitsgesellschafter und Klaus Jungnickel in Mittelbach (gehört heute zu Chemnitz ) in den Gebäuden des ehemaligen Volkseigenen Betriebs VEB Trikotex gegründet. Zunächst wurde mit 15 Näherinnen Designerunterwäsche für Herren, alsbald auch für Damen produziert, schließlich auch Bademode. Im Jahr 1999 zog das Unternehmen nach Chemnitz, dem ehemaligen „Manchester von Sachsen“ um, wo rund 120 Mitarbeiter in der Fertigung beschäftigt waren und jährlich rund 1 Million Wäscheteile hergestellt wurden. 
Seit 2019 wird ausschließlich in Asien über Produktionsdienstleister produziert.

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Grüner Knopf

Das sagt das Siegel über sich selbst:

Der Grüne Knopf ist ein staatliches Siegel für nachhaltige Textilien. Das Besondere: Es ist das erste Siegel, das systematisch prüft, ob Unternehmen Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren Lieferketten übernehmen.“

Und das sagt Lets Flip über den Grünen Knopf:

„Wer aber macht das dann? Nun wird es noch komplizierter. Denn der Grüne Knopf ist ein Meta-Siegel. Das heißt: Dort, wo es konkret wird, bei der Überprüfung vor Ort, verlässt er sich auf andere Siegel, die die Bundesregierung für glaubwürdig hält. Im Fall des Kleides ist das unter anderem der Global Recycled Standard (GRS). Er soll sicherstellen, dass Produkte aus recycelten Materialien ökologisch und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden. Als wir mehr über das Siegel lesen, sind wir überrascht. Denn: Entwickelt wurde es von Control Union, jener Organisation, mit der wir schon zu tun hatten. Sie hat die Rechte an dem Siegel 2011 an eine andere Organisation übertragen, führt als Zertifizierer aber nach wie vor Prüfungen durch. Auch im Fall des Lidl-Kleids lautet die Nummer des GRS-Zertifikates: CU 851646. CU steht für Control Union. Wir landen also doch wieder beim Zertifizierungsunternehmen, dessen Mitarbeiterin uns erklärt hat, die Herstellung der Produkte in den Ursprungsländern nicht zu prüfen, da dies bereits geschehen sei. Wir drehen uns im Kreis.“ Die vollständige Recherche kann hier gelesen werden.

Die Welt der Textilsiegel ist undurchsichtig. Es gibt mittlerweile sehr viele Siegel und oftmals keine wirkliche Möglichkeit zu überprüfen, wer die Siegelversprechen überprüft. Auf der Webseite: https://www.ci-romero.de/labelchecker versuchen die Mitarbeiter:innen der CI – Romero Licht ins Labeldunkel zu bringen.

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COOL AUSSEHEN – Mode & Jugendkulturen

Wir kommunizieren mit Hilfe unserer Kleidung. Ob bewusst oder unbewusst. Wir transportieren über unsere zweite Haut unser Selbst und wie wir wahrgenommen werden wollen. Wir werden von Anderen gesehen und beobachtet. Das spannende Buch COOL AUSSEHEN wurde herausgegeben von Diana Weis. Es informiert zu Kleidercodes, Herkünften und Hintergründen einzelner Fashion Items und Jugendsubkulturen. Ob Metal-Kutte, Popperknigge, Hedonistischer Protest in der DDR oder die Sozialisation der Bomberjacke, das Buch liefert Tiefgang. Und ist auch optisch eine interessante Reise. Nach der Lektüre können wir uns noch bewusster kleiden, die Kleidung der anderen noch besser decodieren.

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Film „Advanced Style“

Regie: Lina Plioplyte

Drehbuch: Ari Seth Cohen/ Lina Plioplyte

USA, 2014

DVD

Im Film werden sieben Frauen aus New York City im Alter von 62 bis 95 Jahren porträtiert. Alle Frauen wurden von Cohen für sein Blog fotografiert und stellen mit ihrer Mode konventionelle Vorstellungen von Schönheit, Altern und Jugendwahn in Frage. Der Film enthüllt das Privatleben der Porträtierten und ihre persönlichen Philosophien über Mode, Körperbild und Selbstvertrauen.

Advanced Style dokumentiert auch die Geschichte von Cohens Blog, das er ursprünglich ins Leben gerufen hatte, um den Verlust seiner Großmutter mütterlicherseits zu verarbeiten. Cohen ist der Überzeugung, dass Schönheit nicht nur eine Domäne der Jugend sein sollte.

 

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Internationale Symbole für die Pflegebehandlung von Textilien

Die Angabe von Textilpflegesymbolen ist nicht vorgeschrieben, hilft aber beim Waschen und Reinigen, das richtige Verfahren auszuwählen. Und sichert die Hersteller:innen rechtlich ab vor „Pflegeschäden“.

Der Waschbottich ist das Symbol für Waschen. Die Zahl zeigt die Temperatur in Grad an, mit der die Stücke gewaschen werden können. Ein zusätzlicher Strich, zeigt Schonwäsche an und eine Hand die Handwäsche.

Das Dreieck steht für Chloren, entweder möglich oder nicht.

Das Bügeleisen zeigt uns, ob und wie heiß ein Kleidungsstück gebügelt werden darf. Je mehr Punkte, desto mehr Hitze.

Der Kreis symbolisiert die Chemischreinigung.

Die Hinweise zur Trocknung werden mittels des Kreis-im-Quadratsymbol angezeigt.

Wenn ein RUDIS Shirt schmutzig ist, darf es bei 30°C mit befreundeten hellen Farben in der Waschmaschine gewaschen werden. Es darf nur bei leichter Temperatur gebügelt werden und nicht in den Trockner, nicht mit Chlorbleiche behandelt und nicht chemisch gereinigt werden.

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RUDIS T-Shirt bestickt

Herkunft: lokaltextil

Material: 100% Bio-Baumwolle

Was passiert mit einem Kleidungsstück, wenn wir die Marke einfach selbst aufsticken? In unserem Fall haben wir unserem RUDIS Shirt einen Nike Swoosh hinzugestickt. Wird das Kleidungsstück wertvoller, weil ein Logo drauf ist? Was macht das Logo mit unserer Wahrnehmung? 

Das Sticken ist eine Veredlungstechnik in der Textilbranche. Dabei handelt es sich um eine textile Technik bei der ein Trägermaterial (in unserem Fall das Rudis-Shirts) mit Hilfe von Nadel und Faden durch durchstechen oder aufnähen verziert wird. Das geschah und geschieht per Hand und effizent wie die Menschen nun einmal sind auch per Maschine. Wir arbeiten mit dem Veredlungsunternehmen TDL-Lunzenau zusammen. Neben Stickerei werden hier auch andere Veredlungsverfahren wie Siebdruck und Digitaldruck durchgeführt. 

Es gibt sehr viele verschiedene Sticktechniken. Einige gehören sogar zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit. So zum Beispiel die Schwälmer Weißstickerei. Wir nutzen das Sticken als Reparaturtechnik. So können aus Löchern, Rissen, Flecken und anderen unschönen Stellen an unserer Kleidung Kunstwerke entstehen. Möchtet ihr einen Stickworkshop mit lokaltextil erleben, dann meldet euch bei uns!

Und an dieser Stelle ein lokaler Exkursionstipp. Eibenstock im Erzgebirge gilt als Stickhotspot. Im Museum Schatzhaus Erzgebirge ist es Besuchenden möglich alles über die Geschichte der Stickerei von den Anfängen bis zur Industrie zu erfahren. 

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RASS – Sportschuhe

Herkunft: Schönheide

Material: 100% Echtleder als Obermaterial mit Synthetikleder-Details (Streifen)

Die Sneaker ähneln dem Modell Gazelle der Marke adidas stark. Das liegt daran, dass der Sportschuhhersteller RASS bis vor ein paar Jahren für die Produktion des Sportschuhmodells Gazelle verantwortlich war. Im vogtländischen Schönheide werden seit 1975 auch Spezialsportschuhe, beispielsweise Skisprungschuhe gefertigt. Mittlerweile hat die Adidas AG die Produktion in Niedriglohnländer verschoben. Die nahezu identischen Modelle im charakteristischen RASS – Design können für ca. 90 Euro auf Anfrage online oder vor Ort gekauft werden. Es besteht die Möglichkeit aus verschiedenfarbigen Ledern zu wählen und sich ein ganz persönliches lokales Paar Schuhe anfertigen zu lassen.

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fashion against fascism

Die Initiative fashion against fascism ist ein Zusammenschluss vieler auch sehr großer Unternehmen. Es geht um das Aufdecken von rechten Codes. Kleidung kommuniziert immer. Auch direkt mit Hilfe von Aufdrucken. Zahlen, Worten, Bildern. Das macht sich die rechte Szene zu nutze. Teilweise sind die Codes so indirekt, dass sie nur von Insidern gelesen werden können. Das ist schlecht, weil auch Unternehmen, die nicht rechter Gesinnung sind, unwissend Textilien mit rechten Codes verbreiten. Das gilt es zu verhindern. fashion against fascism ist ein Tool zu mehr Bewusstsein und Information. Die Plattform lädt ein, das Lexikon der rechten Codes zu befüllen. Eine Art Decodiermaschine zu erarbeiten. So können alle miteinander, voneinander lernen.

Die Bundeszentrale für Politische Bildung bietet auf ihrer Website ein Quiz an. Hier kann sich jeder Mensch selbst testen und die Codes der rechtsextremen Szene sehen.

Im Podcast von Elke Gaugele und Sarah Held wird das Thema Rechte Codes umfangreich erörtert. Unbedingte lokaltextil – Hörempfehlung!