Tisch 5 – Textile Techniken

Häkeln, Stricken und Flechten gehören zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Bis heute hat sich an diesen Vorgängen wenig geändert. Allerdings haben die Menschen zahllose Maschinen entwickelt, um immer effizienter textile Flächen herzustellen. Etliche Erfindungen gehen auf die Textilindustrie zurück. Nehmen wir zum Beispiel Jacquardwebstühle, die groß wie Kathedralen sind und einen technoähnlichen Sound erzeugen, dabei aber zierliche Blütenmuster in hauchfeine Seiden weben. Taucht ein mit uns in die faszinierende und vielfältige Welt der textilen Techniken.

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Jersey-Strick, Musterlasche

Herkunft: Noon GmbH, Limbach-Oberfrohna

Material: 100% Baumwolle

Die Dinge, die wir anziehen, sind heutzutage sehr elastisch. Wir haben oftmals gestrickte Kleidungsstücke an, ohne das zu wissen. Jedes T-Shirt, das wir tragen, ist gestrickt. T-Shirts bestehen aus unterschiedlichen Jerseyqualitäten. Es gibt Baumwolljersey, Merinowolljersey, Leinenjersey, Hanfjersey, Seidenjersey und viele weitere Möglichkeiten mehr. Dieses Objekt ist eine Musterlasche des in Limbach-Oberfrohna ansässigen Unternehmens NOON – GmbH. Wir sehen einen blauen Baumwolljersey. Die Firma arbeitet mit Großrundstrickmaschinen, um verschiedene Jerseygestricke herzustellen. Strick wird auch Maschenware genannt. 

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Filzhausschuhe

Herkunft: Hausschuh-Schönfelder, Königshain-Wiederau

Material: Schafwolle, gefilzt

Diese Pantoffeln bestehen aus gefilzter Wolle. Sie werden in Königshain-Wiederau per Handarbeit von Herrn Arndt Merkel hergestellt. Er ist Inhaber des 1936 gegründeten Unternehmens Hausschuh – Schönfelder. 

Filzen ist eine Jahrtausende alte Methode zur Flächenherstellung. Dabei werden Wolle oder andere Tierhaare durch Einwirkung von Druck, Feuchtigkeit und Schub verfilzt. Das gelingt insbesondere bei Wollfasern, da die Haarstruktur schuppenartig aufgebaut ist. Bis heute, 30.05.2024, ist das Filzen mit Chemiefasern noch nicht gelungen. Der Filz kommt aus Wurzen. Das rote Einfassband wird von der Firma Rammer in Ohorn produziert. Wenn ihr ein paar dieser Hausschuhe kaufen möchtet, wendet euch an uns.

In Wurzen existiert seit 1861 eine Filzfabrik. Hier werden bis heute Spezialprodukte, wie Klavierfilze aus Wolle gefilzt und gefertigt und in alle Welt geliefert.

Für Kleidungsstücke ist gewebter und in der Folge gewalkter Lodenstoff geeignet. Sogenannte Walkstoffe sind Schurwollgewebe, die nachträglich durch gezielten Druck, Temperatur und Reibung verfilzt werden. Heute passiert das noch bei einem Unternehmen namens Tuchfabrik Mehler aus Tirschenreuth. Dort werden seit 1644 Tuche und Stoffe hergestellt. 2024 feiert die Tuchfabrik ihr 380 jähriges Bestehen.

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Wollsocken

Herkunft: Finkhof, Bad Wurzach

Material: Schafwolle

Die abgebildeten Wollsocken wurden aus der Wolle der Finkhofschafe gestrickt. Anders als bei Jerseystoff, erkennen wir sehr gut, dass es sich um gestrickte Socken handelt. Der Finkhof ist einer der wenigen Orte in Deutschland, an welchem die regionale Wolle von den 250 Schafen der hofeigenen Herde bis zu fertigen Produkten weiterverarbeitet wird. Wobei der Fairness halber erwähnt sein muss, dass auch Finkhofwolle in Belgien beim Unternehmen Traitex gewaschen wird.

Das Stricken und vor allem das Handstricken ist eine sehr unmittelbare Form eine textile Fläche zu erzeugen. Wir kennen kaum noch Menschen, die nicht stricken. Es ist sogar bei einigen Personen eine Art Wollsucht oder gar Wollwahn ausgebrochen.
Stricken als meditativer Akt? Strickt doch auch mal etwas. Zum Beispiel eine Mütze! Oder ein paar Socken! Danke für den Tipp an Sarah Kaiser aus dem Burg Material Archiv!

Neben dem Handstricken gibt es natürlich wie immer auch das industrielle Stricken. Jerseystoffe und Sweatstoffe werden mittels Großrundstrickmaschinen hergestellt. Aber es gibt auch sogenannte Flachstrickmaschinen. Im Thüringischen Apolda beim Unternehmen Strickchic beispielsweise werden Strickkreationen auf Flachstrickmaschinen gefertigt. Es gibt auch Möglichkeiten ganze Pulloverschnittteile zu stricken und so keinen Abfall zu produzieren. 

Auch das Unternehmen BornGmbH im thüringischen Dingelstädt fertigt hochwertige Strickware auf Flachstrickmaschinen und erforscht parallel im Smart Textiles Hub an gestrickten textilen Zukünften.

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Das Gehirn – Tiefenwissen

Katharina Jebsen ist Textildesignerin und webende Künstlerin. Wir durften Katharina bereits in ihren Atelieräumen in Leipzig besuchen. Dort webt sie unter anderem an Reproduktionen von Bauhauskünstler:innen wie Anni Albers oder Otti Berger.

Die Feiler GmbH webt seit 1928 Chenille und Frottiergewebe. Interessant ist, dass 90 % aller japanischen Frauen das Unternehmen aus Hohenberg/Eger kennen. Hier könnt ihr lesen, warum das so ist.

Haute Couture Stricken – Cecile Feilchenfeldt. Nichts ist unmöglich für Cecile Feilchenfeldt. Sie strickt in ihrem Atelier alles was von Designer:innen imaginiert wird. 

Exkursionstipps Textilmuseen in Sachsen:

Deutsches Damast- &Frottiermuseum Großschönau

Wie funktioniert Frottierweben? Was ist Damast? Wie lange gibt es diese Textilqualitäten schon in Großschönau? Was ist daran kurfürstlich? Diese und viele Fragen mehr beantwortet ein Besuch im Museum.

Esche-Museum in Limbach-Oberfrohna

Das Esche-Museum widmet sich der Historie der Strickerei und der Wirkerei. Im Museum füllt zum Beispiel eine Malimo-Maschine einen ganzen Raum. Es gibt kleine Rundstrickmaschinen älteren Semesters zu bestaunen und eine Dauerausstellung zur textilen Vergangenheit Limbach-Oberfrohnas. 

Fabrik der Fäden in Plauen

Ein Museum zur Vermittlung der Plauener Textilgeschichte. Plauen ist weltweit bekannt für Spitzenherstellung. Im erst 2023 eröffneten Museum können sich Besucher:innen multimedial zu den interessanten Textilien bilden.

Historische Schauweberei Braunsdorf

Die Historische Schauweberei Braunsdorf ist lokaltextil eng verbunden. Fast können wir sagen, die Idee zur Initiative ist in den Räumen der ehemaligen Möbelstoffweberei Tannenhauer geboren. Hier können historische Jacquardwebmaschinen erlebt, angesehen und angehört werden.  Wir empfehlen euch unbedingt einen Besuch auf dem Inselsteig. 

Industriemuseum Chemnitz

Das Industriemuseum in Chemnitz ist immer eine Reise wert. Neben der Automobilindustriegeschichte, wird im Untergeschoss mittels der sogenannten Textilstraße zu textilindustriellen Themen gebildet. Chemnitz war und ist Ort der Handwerker:innen und Ingenieur:innen, die damals wie heute immer leistungsfähigere Spezialmaschinen mit weltweiter Nachfrage konstruieren.

SILKMEMORY

Ein wundervolles Vermittlungsangebot, angefüllt mit textilen Quellen zur Zürcher Seidenindustrie unterhalten von der Hochschule Luzern. Seit 2016 ist das Webportal Silk Memory für Forschung, Lehre und als Inspirationsquelle für zeitgenössisches Design und für alle Menschen online zugänglich. Es werden verschiedene Gewebe, Maschenware und Textildruckverfahren auf sehr anregende Weise sichtbar gemacht.

Textil- und Rennsportmuseum Hohenstein-Ernstthal

Seit 1990 werden auf einer Ausstellungsfläche von über 1400qm Themen wie Jaquardweberei, Strunpfwirkerei, Strickerei, Stickerei und Wäscheindustrie vermittelt. Auf historischen Maschinen werden wertvolle textile Produkte demonstrativ gefertigt. Insbesondere die gewebten Wandbilder sind als alleinstellend zu erwähnen.

textil trainer

Wer Interesse hat seinen textilen Wissensschatz zu vertiefen bzw. textiles Wissen zu sammeln, ist auf der Lernplattform textil trainer genau richtig. Wie funktioniert Textilrecycling? Was sind Fasern? Wie entstehen textile Flächen? Antworten auf derlei Fragen findet ihr genau hier.

Wir haben bereits eine Vielzahl der Kurse mit Freude absolviert und sind mehr als überzeugt von diesem lehrreichen Open Source Produkt.

Tuchfabrik Gebr. Pfau Crimmitschau

Am 19. Mai 2024 eröffnete die neue Dauerausstellung in der Tuchfabrik. In Crimmitschau kann tatsächlich noch authentisch erlebt werden, wie Tuche einst produziert wurden. Insbesondere Wollgewebe wurden ehemals in der Tuchfabrik hergestellt. Die Dauerausstellung verknüpft Vergangenheit mit Zukunft und informiert insbesondere auch zu lokalen Textilproduzent:innen und deren Tun in der Gegenwart.

Technisches Museum der Bandweberei Großröhrsdorf

Großröhrsdorf, Pulsnitz und Ohorn bei Dresden gelten als die Bandweborte schlechthin. Noch heute firmieren mehrere Bandwebereien an den Standorten. Schläuche können genauso wie Geschenkbänder gewebt werden. Es gibt Flechtmaschinen, alte Posamenthandwebstühle aus dem Jahr 1680, sehr faszinierende Jacquardbandwebstühle und vieles mehr zum Thema Bänder zu sehen.

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Bibliothek

Die hier abgebildete vertiefende Literatur zu verschiedensten Textilen Techniken könnt ihr bei uns ausborgen. Wir haben im letzten Jahr Martin Buhlig vom Offspace Kaisitz kennenlernen dürfen. Er hat die Bücher von einem Webmeister aus dem Vogtland übernommen und uns gegeben. Da sind sehr interessante und intensive Deep Dive Werke dabei. Also wenn euch etwas interessiert: hallo@lokaltextil.de.

Textildesign – Vom Experiment zur Serie

Ausstellungskatalog

Ein Ausstellungsprojekt des Fachbereichs Textildesign an der Burg Giebichenstein Halle (Saale) und ein Katalog entstanden in Kooperation mit dem Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung Berlin. Die Ausstellung beschäftigt sich mit den vielen Zugängen zu Textildesign. Tradition, Kulturtransfer, Farbe, Material, Technologie, Smart Textiles und Nachhaltigkeit sind Themenkomplexe die die Faszination, Vielfalt und Komplexität textiler Werkstoffe beleuchten. Die Textbeiträge stammen von unter anderem Katharina Jebsen, Bettina Göttke-Krogmann, Sophie Richter. Ein interessanter Rundumschlag.

TEXTILPEDIA

Fashionary

Der Untertitel lautet „The Complete Fabric Guide“, was nicht ganz stimmt. Aber es ist eine große Vielfalt im Buch angesammelt. Die optische Form ist zeitgemäß und ansprechend. Es ist einfach gut auch mal eine fotografische Abbildung verschiedenster Materialien zu sehen. Sowohl Fasertypen, als auch Stofflichkeit und Herstellungsmethoden werden gezeigt. Für einen ersten Überblick können wir das Buch empfehlen.

Textilien

Fanny-Ilse Pracht 

Das Buch befasst sich sehr eingehend mit den Vorgängen des Spinnens, Färbens und Webens. Es ist 1986 erschienen und reich bebildert. Fanny-Ilse Pracht vertieft im speziellen zu Schafwolle und Flachs. Welche Schritte sind nötig um den Spinnvorgang in Handarbeit vorzubereiten? Welche Geräte können uns dabei helfen? Aber auch das Einrichten eines Webstuhls und verschiedenstes Webvokabular wird anschaulich und verständlich beschrieben. 

Ripsgewebe

Laila Lundell

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Fertigungstechnik Weberei Band 2

Heinz Hollstein

 
 
 
 
 
 
 

 

Färberei

Eugen Ulbricht

 

 

 

 

 

 

Die Weberei

Fridenberg, KE

 

 

 

 

 

 

Textilverbundstoffe

Dr. Radko Krcma

 

 

 

 

 

 

Malimo – Nähwirktechnologie

Siegfried Ploch, Peter Boetticher, Dieter Scharch

 

 

 

 

Wirkerei und Strickerei

 

 

 

 

 

 

 

Handbuch für Webwareneinstellungen

Wolfgang Görlach

 

 

 

 

 

Stickereitechniken

Friedrich Schöner/ Klaus Freier

 

 

 

 

 

Technologie der Strickerei und Kulierwirkerei

 

 

 

 

 

Kleines Textilwarenlexikon

Felix Gruner, Bernhard Holze, Hans Ulrich Kuhtz

 

 

 

 

Konfektion

Gunter Tittel

 

 

 

 

 

 

Teppiche

Farben, Muster, Symbolik, Herkunft, Bewertung, Pflege

 

 

 

 

Endlose Fäden

Ulrich Neuhaus

 

 

 

 

 

 

Stoffe

Alfons Hofer

 

 

 

 

 

Texturseidenherstellung

Autorenkollektiv

 

 

 

 

 

 

Technologie und Erzeugnislehre Stickerei

Klaus Freier

 

 

 

 

Spitzen

Enzyklopädie der Spitzentechniken

Friedrich Schöner

 

 

 

Bleiche und Appretur

 

 

 

 

 

 

Textilveredlung

 

 

 

 

 

 

 

Fertigungstechnik Weberei Band 3

Heinz Hollstein

 

 

Grundlagen der Maschenwaren-technologie

Peter Offerman, Harald Tausch-Marton

 

 

Gewebetechnik

Von einem Autorenkollektiv

 

 

 

 

 

 

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Knüpfen

Herkunft: Hille Tiden, Greifswald

Material: Holz, Flachs, Schafwolle

Insbesondere Teppiche werden geknüpft. Knüpfen bedeutet, dass auf einer Kette aus Baumwolle, Leinen oder Wolle durch das Einknüpfen von Flormaschen eine plüschartige Oberfläche entsteht. Reihe für Reihe werden auf ganzer Breite Knoten eingeknüpft. Auf jede Knotenreihe folgen ein oder zwei Schussfäden. Die Knoten können symmetrisch (türkischer Knoten) oder asymmetrisch (Senneh- oder persischer Knoten) sein. Wenn der Teppich fertig geknüpft wurde, wird sein Flor mit einfachen Handscheren auf einheitliche Länge gekürzt. 

 

 

Es gibt feine Seidenteppiche mit über 1 Million Knoten pro Quadratmeter. Das sind die wertvollsten Teppiche der Welt. Gefertigt im Iran und in der Türkei.

Wir sehen hier einen in Vorbereitung befindlichen Knüpfstuhl der Initiative Hille Tieden. Die Freester Fischerteppiche bezeichnen eine regionale Spezialität der Greifswalder Boddenregion. Die Ursprünge des Teppichhandwerks liegen in einem dreijährigen Fangverbot für Hering, dem Brotfisch der küstennahen Fischer zum Ende der 1920iger Jahre. Nachdem alternative Einkommensquellen wie Spargelanbau oder Hühnerzucht verworfen wurden, rückte die Teppichknüpferei in den Fokus – in Anlehnung an die bestehenden Fertigkeiten, Netze zu knüpfen. Die Motive sind in der Region entwickelt. Der Hering selbst, Wellen, Anker und Stranddisteln spielen die Hauptrolle. Seit März 2023 gehören sie als „Vorpommersche Fischerteppiche“ zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands.

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Wollknäuel

Herkunft: Wolle von der Scholle, Leipzig

Material: Schafwolle

Ein Knäuel Wolle. Fäden sind die Vorstufe zur Textilen Fläche. Ein Faden entsteht durch das Spinnen. Eine Kulturtechnik, die so alt ist wie die Menschheit. Durch das Verziehen von Fasern und gleichzeitige Drehen entsteht ein Faden. Das Verdrehen sorgt für Festigkeit. Gesponnen werden Kurz- oder Langfasern, mit der Spindel, dem Spinnrad oder riesigen Spinnmaschinen, trocken oder nass. Jede Faser hat andere Ansprüche ans Versponnen werden. Damit wird uns bewusst, wie komplex allein die Vorbereitungen zum Weben, Stricken, Wirken, Sticken und Klöppeln sind. 

Auf unserem Tisch liegt ein Wollknäuel von „Wolle von der Scholle“. Hier könnt ihr regionales Handstrickgarn aus Leipzig bekommen. Die Wolle stammt von Leineschafen, die entlang der Parthe und auf dem Gebiet der Kulkwitzer Lachen weiden. Die Initiative sorgt für eine faire Bezahlung der Schäfer und Schäferinnen. Versponnen wird die in Belgien gewaschene Wolle in Forst/Lausitz. Dort ist eine der letzten produzierenden Wollspinnereien ansässig. 

In Sachsen gibt es auch eine Kammgarnspinnerei. Das Unternehmen ZKS – Group firmiert in Zwickau. Hier werden Großaufträge für Europäische Kund:innen bearbeitet.

Wer im kleineren Stil versponnene Wolle kennenlernen möchte, kann sich an die Alte Wollspinnerei Lengenfeld im Vogtland wenden. Hier geben sich engagierte Menschen alle Mühe, eine 100 Jahre alte Wollspinnerei lebendig zu halten.

Die letzte lokale Langfaserspinnerei hat 2006 in Hirschfelde/ Lausitz ihre Türen geschlossen.

Die letzte Baumwollspinnerei in der Nähe, in Venusberg, wurde im Jahr 2023 abgewickelt.

PS: Das Garn auf dem Tisch ist handgefärbt mit Indigopigment. 

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Malimo

Herkunft: Privathaushalt

Material: Malimo

Malimo ist der Markenname eines textilen Fertigfabrikats. Das Verfahren wurde in den 1950er Jahren von Heinrich Mauersberger entwickelt. Es handelt sich um ein Nähwirkverfahren mit drei Fadensystemen. Anfangs war die Herstellung auf die DDR beschränkt, heute allerdings wird Malimo weltweit produziert.

Neben dem Web-, Wirk-, Walk-, Klöppelspitzen– und Nadelspitzenverfahren gilt das Malimoverfahren als eigenständiges Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes aus einzelnen Fäden. Die Bezeichnung wird nach der Formel „Mali-“ für den Namen des Erfinders Mauersberger und Limbach-Oberfrohna (Mauersbergers Wohnort) plus Kurzform der herzustellenden Stoffart gebildet, also beispielsweise „Malimo“ für Molton. Einer anderen Erzählung zufolge steht „Malimo“ für Mauersberger-Limbach-Oberfrohna.

 

 

Frau Gabriele Pabstmann arbeitet im Esche Museum Limbach Oberfrohna und erklärt, wie das Malimoverfahren funktioniert:

„Eine Malimo-Maschine ist eine riesige Nähmaschine mit vielen Nadeln und vielen Fäden. Sie kann Stoff herstellen. Die Maschine legt erst die Fäden ordentlich nebeneinander und übereinander. Dann nähen viele Nadeln mit vielen weiteren Fäden das Ganze zu einem Stoff zusammen. Die Malimo-Maschine arbeitet auch so schnell wie eine Nähmaschine und stellt dabei viel Stoff her. Die Maschine ist ein Allesfresser: Sie kann dicke und dünne Fäden aus ganz verschiedenen Rohstoffen verarbeiten. Manchmal nimmt sie auch Fasern oder einfachen Stoff und macht daraus einen besonderen Stoff.“

Auf dem Tisch liegt ein bedrucktes Malimo-Heimtextil aus dem Hause Lena Seik, die es von ihrer Mutter übernommen hat.

Hier könnt ihr ein Video sehen, wie genau eine Malimo – Serienmaschine funktioniert. Es ist ein sehr komplexer Prozess. Seid nicht traurig, wenn ihr es nicht versteht. Es ist auch für uns schwer nachvollziehbar.

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Klöppeln

Herkunft: Erika Reich, Grünstädel

Material: Ein Klöppelsack ist mit Heu oder Stroh ausgestopft. Im Zentrum befindet sich die “Seele”. Die Seele kann ein Stein oder auch ein Metallstück sein. Das Gewicht ist entscheidend, damit der Klöppelsack beim Klöppeln sicher auf dem Gestell ruht. Die Klöppelarbeit ist aus Leinen. (Diese Informationen haben wir von der Nichte Erika Reichs, Dorothee Brodrück)

Diese gelbe große Rolle wird Klöppelsack genannt. Klöppeln bezeichnet eine textile Technik zur Herstellung von textilen Spitzen. Spitzen sind löchrige Stoffe. Es werden Fäden auf „Klöppel“ gewickelt.  Klöppel sind meist aus Holz gefertigte Spulen beziehungsweise Garnträger. Die Spitzen werden durch das Kreuzen, Drehen, Verknüpfen und Verschlingen von Garnen erzeugt.
Üblicherweise wird Leinengarn genutzt. 

Es gibt aber auch Gold-, Silber- und Kupferspitze. Wir zitieren: „(…) Als König Heinrich III. Von Frankreich im Jahr 1577 die Generalstände (eine legislativ beratende Versammlung bestehend aus Gruppen seiner Untertanen) einschüchtern wollte, erschien er zu einem Treffen in 3600 Meter Goldspitze gehüllt. Die Garderobe von Königin Elisabeth I. muss ganz steif gewesen sein von diesem Zeug. Sie kaufte große Mengen und ging nicht sparsam damit um: in einen einzigen Reifrock waren knapp sieben Meter Gold und Silber eingearbeitet. Wegen ihres hohen Preises waren Gold- und Silberspitzen beim Königshaus und dem reichen Adel beliebt; weiter unten auf der gesellschaftlichen Leiter musste man sich stattdessen mit Kupfer behelfen. (…)“ (Kassia St Clair; Die Welt der Stoffe; S.169 ff)

Der Klöppelsack gehörte Erika Reich. Auch die aufliegende Klöppelarbeit wurde von Frau Reich angefertigt und entworfen. Untypischerweise ist es eine abstrakte, sehr modern wirkende Arbeit. Wir möchten Erika Reich würdigen. Sie war eine Textilkünstlerin, die bisher unentdeckt ist. 

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Hochzeitskleid

Herkunft: privat

Material: Oberstoff Baumwolle

Dieses Kleid wurde 1976 im Hochzeitsausstatter in der Langen Straße in Rostock gekauft. Vermutlich besteht es aus Spitze aus Baumwolle.
Es wurde in einem Textilbetrieb in der DDR hergestellt – wo genau, lässt sich leider nicht mehr rekonstruieren. Das Label heißt Für alle Fälle Modelle. Wer Informationen dazu hat, schreibt uns gerne an hallo@lokaltextil.de .

Wir fragten Andreas Reinhardt, Leiter der Spitzenmanufaktur Modespitze in Plauen. Er konnte berichten, dass aufgrund von Rohstoffmangel Spitze in der DDR, die eigentlich für Gardinen vorgesehen war, auch immer mal für die Fertigung von Hochzeitskleidern verwendet wurde. Vielleicht war das auch bei diesem Kleid der Fall? 

Was ist Spitze?
Denkt an ein Sieb und das Rätsel: Loch an Loch, und es hält doch. Menschen, die Spitze verkaufen, sagen gern, dass sie eigentlich mit Löchern handeln. Zarte Fäden ergeben Muster wie Netze aus Blüten und Blättern, dazwischen Luft. Spitze verziert Gardinen und Tischdecken, ebenso wie Unterwäsche, Blusen und Kleider.  
Und wie entsteht Spitze eigentlich? 
Die Motive werden wie bei der Jaquard-Weberei auf Lochkarten „programmiert“ und von der Maschine „gelesen“.  Dann werden sie auf bis zu 6m langen Maschinen gewebt. Was hier entsteht wird auch Webspitze genannt. Spitze kann ebenso geklöppelt werden, dann spricht man von Klöppelspitze.

Wenn das Gewebe fertig ist, wird es ganz genau kontrolliert und an fehlerhaften Stellen ausgebessert. Das geht nur mit dem Auge und der Hand eines Menschen und niemals maschinell. In diesem Film seht ihr ganz genau, wie Spitze in Frankreich produziert wird.
Der Prozess der Spitzenherstellung ist heute insgesamt trotz maschineller Unterstützung immer noch sehr aufwendig. Daher kann Spitze in guter Qualität sehr teuer sein.

Auch in unserer Nachbarschaft wird bis heute sehr hochwertige Spitze hergestellt. Vielleicht habt ihr schon einmal von Plauener Spitze gehört?!
Plauen ist eine Stadt in Sachsen, die weltberühmt durch ihre Spitzenmanufakturen geworden ist.  Von dieser Tradition erzählt das Museum Fabrik der Fäden. Besucht es einmal! Hier erfahrt ihr auch, dass die Spitze eng mit der Stickerei verwandt ist, genauer: sie hat sich aus der Stickerei heraus entwickelt.

 

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Kohlmeise aus Plüsch

Herkunft: Leihgabe Kösener Spielzeugmanufaktur

Material: Lederimitat/Alcantara, Webfell

Diese Meise ist 32 cm groß und stammt aus der Kösener Spielzeugmanufaktur in Bad Kösen. Sie wurde in Handarbeit gefertigt. Ihr Federkleid besteht aus Plüsch.
Plüsch ist sehr weich. Es ist oftmals ein Gewebe mit einem dichten Faserflor. Als Flor werden die pelzähnlichen Härchen bezeichnet, die in das Gewebe eingearbeitet sind. Wie das entsteht, erklärt Simone Mende, Textilingeneurin und freie Mitarbeiterin in der Historischen Schauweberei Braunsdorf:

„Dafür gibt es zwei verschiedene Verfahren. Bei einem Verfahren werden lange Stahlstangen, sogenannte Ruten, quer zu den Kettfäden eingewebt. Beim Herausziehen der Ruten aus dem Gewebe wird ein Teil der Kettfäden aufgeschnitten, dadurch entsteht die kuschelige Oberfläche, der Flor.

Eine weitere Möglichkeit Plüsch herzustellen ist das Doppelplüschverfahren. Dafür setzt man zwei Grundketten und mindestens eine Polkette ein. Dabei entstehen in einem Arbeitsgang gleich zwei Gewebe, das Ober- und Untergewebe. Die Polkette verbindet in losem Abstand beide Gewebe.  Je größer der Abstand, desto länger ist der Flor. Nachdem diese Verbindung zerschnitten wird, entsteht auch da eine schöne weiche Oberfläche. Einen Plüsch mit kurzem Flor nennt man Samt.“

Das Weben mit Ruten ist heute nicht mehr so verbreitet. Das Federkleid unserer Meise ist mit dem Doppelplüschverfahren gewebt.

Die Spielzeugmanufaktur besteht schon seit über 100 Jahren. Ihre Gründungsmutter ist niemand anderes als die berühmte Puppenmacherin Käthe Kruse, die hier 1912 ihre Werkstatt eröffnete. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Käthe Kruse in Bad Kösen erhebliche Schwierigkeiten mit der Rohstoffversorgung. Zwei ihrer Kinder bauten in Bad Pyrmont und 1950 in Donauwörth eine eigene Puppenherstellungen auf.“ (Wikipedia, zuletzt abgerufen 30.05.2024) In Bad Kösen wurde die Produktion auf Stofftiere umgestellt. Einige Jahre lang gehörte die Manufaktur zur Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Viele Stofftiere wurden von den Designer:innen der Hochschule entwickelt und in Bad Kösen produziert.
Bis heute ist die Kösener Spielzeugmanufaktur für ihre lebensechten Stofftiere weltweit bekannt. Auch „Stars“ aus Funk und Fernsehen werden und wurden hier produziert, wie beispielsweise Bernd das Brot oder das schielende Opossum Heidi.

Ausflugstipp:

In der Erlebniswelt der Kösener Spielzeugmanufaktur gibt es eine Gläserne Manufaktur. Hier könnt ihr sehen, wie ein Stofftier entsteht. Ein Museum zeigt die Geschichte der Werkstätten. Und im Kreativbereich könnt ihr Euer eigenes Plüschtier basteln und mitnehmen. 

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Schutzhelm, Baustellenhelm

Herkunft: Materialarchiv BURG Halle

Material: Flachs-/Hanf-Bioverbundwerkstofff

Das ist ein Schutzhelm. Er soll den Kopf vor fallenden Gegenständen oder harten Kanten schützen, zum Beispiel auf einer Baustelle oder unter Tage im Bergbau. Dafür muss das Material, aus dem er hergestellt wurde, sehr fest sein. Es darf aber nicht zu starr sein, da es sonst splittert und wiederum eine Gefahr darstellen würde.

Forschungsinstitute wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt oder unsere Freund:innen der Hochschule Zittau/Görlitz sind damit beschäftigt, Materialien zu entwickeln, die extrem widerstandsfähig und gleichzeitig schutzgebend sind. Zudem sollen sie sich nach ihrer Nutzung in den Kreislauf der Natur einfügen können ohne schädliche Rückstände zu hinterlassen, zum Beispiel indem sie auf dem Komposthaufen verrotten. Auch an rückstandslosen Recyclingverfahren wird geforscht.

Dieser Helm kann das fast alles. Er ist das Ergebnis einer solchen Forschung und bereits 24 Jahre alt! Er besteht aus einer Mischung aus Hanf und Flachs. Solche Mischmaterialien nennt man Verbundwerkstoffe. Bei der Verwendung von Naturfasern heißen sie Bioverbundwerkstoffe. „Bei diesen ist mindestens eine Komponente (…) biobasiert. Werden Naturfasern wie Flachs, Hanf, Jute, Kenaf oder Sisal eingesetzt, spricht man von naturfaserverstärkten Kunststoffen (NFK).“ (siehe Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.)

Unser Helm hat lauter gute Eigenschaften. Die wichtigsten sind, dass durch die Pflanzenfasern der Helm sehr leicht ist. Und er besteht zu 80% aus nachwachsenden Rohstoffen. Es muss also kein erdölbasierter Kunststoff benutzt werden und somit gibt es auch kein Problem mit Mikroplastik. Ganz genau können wir das aber nicht sagen. Das wissen die beteiligten Forscher:innen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie von der Firma Schuberth Helme GmbH, die im Jahr 2000 einen Preis für die Entwicklung des Helmes erhielten. 

Bioverbundstoffe werden auch in vielen anderen Bereichen benutzt, z.B. in der Autoherstellung für Teile der Karosserie oder in der Medizintechnik für den Bau von Orthesen. Wusstet ihr, dass die Karosserie des Autos Trabant zum Teil aus Naturfaserverbundstoffen hergestellt wurde? Das verwendete Material Duroplast beinhaltete Baumwollkurzfasern. Das kleine leichte Auto wurde nach dem Ende der DDR oft verlacht, doch eigentlich war seine Bauweise schon richtig fortschrittlich.

Heute wird viel an Bioverbundwerkstoffen geforscht. Sie gelten als die Materialien der Zukunft.
Wir wundern uns daher, warum der Helm nicht im Shop der Firma Schuberth Helme GmbH zu finden ist. Oder warum es bis heute kein serienmäßig hergestelltes Auto bestehend aus Bioverbundwerkstoffen gibt, obwohl Prototypen wie das Elektroauto der TU Eindhoven Noah oder der umweltfreundliche Rennwagen Ford Mustang schon seit vielen Jahren in verschiedensten Varianten erdacht und getestet worden sind und die Rohstoff- und Abfalllage auf der Welt deutlich nach erneuerbaren Werkstoffen schreit. 
Wer hierzu mehr weiß, kontaktiere uns gern unter hallo@lokaltextil.

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Kletterseil

Herkunft: Edelrid, Isny im Allgäu

Material: Polyamide, PFC-frei-beschichtet

Ein Seil muss äußerst strapazierfähig sein, denn beim Klettern an einem Felsen darf es auf keinen Fall reißen! Sonst stürzt die kletternde Person ab. Ist ja klar.

Um ein Seil so richtig sicher und fest zu machen, sind ausgeklügelte Flechttechniken entwickelt worden. 

Flechten ist das Verkreuzen oder Verschlingen von weichen Materialien.

Geflochten habt ihr vielleicht schon einmal, z.B. Haare zu einem Zopf oder Garn zu einem Armband. Durch das Flechten sind die einzelnen Haare oder Garne zu einem festen Geflecht verbunden worden.
Wie Maschinen aussehen, die Seile flechten, könnt ihr in dem Video der Firma Edelrid sehen.

Wenn ihr solche Maschinen einmal in echt sehen möchtet, besucht beispielsweise die Bandweberei Großröhrsdorf. Es ist sehr faszinierend, wie die Spindeln mit den Garnen umeinander tanzen und dadurch ein Seil entsteht. 

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Schwarzes Band mit gelbem Schriftzug „J.R. Rammer GmbH“

Herkunft: F. J. Rammer GmbH, Ohorn

Material: Synthetisches Material

Die Bandweberei Rammer in Ohorn produziert seit mehr als zwei Jahrhunderten Bänder und Gurte aller Art. „Bänder sind ein Oberbegriff für Textilgewebe bis zu einer maximalen Breite von 300 mm.“Zu der Kategorie Bänder gehören sowohl Gurte und Bänder im Einsatz auf Baustellen oder im Transportwesen als auch Schnürsenkel, Schlüsselbänder, Hundeleinen oder Hosenträger. Der Variantenreichtum der Bänder ist schier unendlich. Davon zeugt auch das Technische Museum der Bandweberei Großröhrsdorf. Auf der Webseite des Museums erhaltet ihr erste Einblicke und interessantes Hintergrundwissen in die Welt des Bandwebens. Aber das ist nichts gegen das leibhaftige Erleben der Bandwebstühle in Aktion! Ein Besuch ist sehr lohnenswert.

Das Bandweben ist eine spezielle Art des Webens. Hierfür wurden schon im 18. Jahrhundert eigene Webstühle erfunden. Auf ihnen können mehrere Bänder gleichzeitig nebeneinander gewebt werden. Es ist möglich in die Bänder Bilder und Schrift zu weben. Die Bandwebstühle funktionieren dabei nach dem Prinzip des Jaquard-Webstuhls mit Lochkarten, auf denen das Muster „programmiert“ ist (mehr dazu siehe Maske aus Biedermeierstoff im Bilderrahmen auf diesem Tisch).

Während auf einem gewöhnlichen Webstuhl das Schiffchen oder der Webschütze in ganzer Breite durch die Kettfäden schießt, gibt es auf dem Bandwebstuhl mehrere kleine solcher Einheiten nebeneinander. Das sieht sehr hübsch aus. Die Webschützen fliegen in kleinen „Bötchen“ hin und her – als ob sie auf Meereswellen tanzen.

Die Nachbargemeinden Großröhrsdorf, Ohorn und Pulsnitz in Sachsen bildeten im 19. und 20. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum der Bandweberei in Deutschland und ganz Europa. Bis heute werden in der Region Bänder und Gurte hergestellt, die in die ganze Welt verkauft werden.

FRAGE

Wie geht Weben?

Achtung – es klingt kompliziert, ist aber ganz einfach: Ein Gewebe entsteht aus zwei Fadensystemen, die rechtwinklig miteinander verbunden bzw. verkreuzt werden. Das Längsfadensystem nennt man Kette. Der Querfaden heißt Schuss. Im Webprozess wird der Schussfaden mit dem sogenannten Schützen in die Kette eingebracht.
Schaut am besten kurz in diesen Film rein – hier wird Weben sehr gut erklärt.

Alle Vorbereitungen für den Vorgang des Webens werden in diesem Video einer japanischen Handweberin anschaulich dargestellt.

Nach welchem Rhythmus der Schussfaden in die Kette eingewoben wird, bestimmt die Art der Bindung. Jeansstoff wird immer in der Köperbindung gewebt. Dadurch entsteht die diagonale Anmutung des Gewebes. Einfache Bettlaken sind zumeist in einer Leinwandbindung gewebt, die einfachste Verbindung zweier Fadensysteme.

Die allgemein gebräuchlisten Gewebebindungsarten sind die Leinwandbindung, Köperbindung und Atlasbindung.

Weben ist eine der ältesten Kulturtechniken überhaupt. Schon in der Ur- und Frühgeschichte der Menschheit experimentierten unsere Vorfahren mit der Umwandlung von Fasern in Stoffe.  unterschiedlicher Materialien. Zitat: „In Europa begannen die Menschen in der Jungsteinzeit vor etwa 12000 Jahren, verschiedene Gräser und auch Leinen zu weben.. Vor etwa 4000 Jahren in der Bronzezeit , verarbeiteten sie auch Wolle von Tieren. Im Mittleren Osten und in Ost- und Nordafrika spannen und webten Gesellschaften schon seit dem siebten Jahrtausend vor der christlichen Zeitrechnung […]. Im selben Zeitraum stellten chinesische Bauern und Handwerker Kleidung aus der Bastfaser Ramie und aus Seide her.“ (Beckert, Sven: King Cotton, CH Beck, München 2014, S.21)

IDEE

Weben geht auch ohne Webstuhl – mit Bilderrahmen, mit Ästen und Zweigen, Holzstücken und sogar mit Steinen! Schaut mal bei Sarah Ward von Lark and Bower aus Großbritannien vorbei: https://www.larkandbower.com/workshops
Sie hat sehr kunstvolle und dennoch einfache Formen des Off-Loom-Webens (Off Loom = ohne Webstuhl) entwickelt. Wir finden das sehr inspirierend!   

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Rotes Handtuch

Herkunft: Möve Frottana

Material: Baumwolle

Die Textilfabrik, die die Handtücher von Möve herstellt, steht in der Sächsischen Lausitz. Sie heißt Frottana und befindet sich in dem Örtchen Großschönau. 

Großschönau war einmal ein bedeutendes Zentrum der Textilproduktion. Im 18. Jahrhundert gab es dort mehrere Textilfabriken, die aus Leinen und Baumwolle feinste Damaste herstellten und in die ganze Welt exportierten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hier der erste Frottierwebstuhl Deutschlands in Betrieb genommen. Hier wird die Geschichte von Frottana und der Frottierwarenproduktion in Großschönau ausführlich erzählt. 

Besucht doch einmal das Deutsche Damast- und Frottiermuseum in Großschönau und taucht dort sehr anschaulich in die Geschichte ein.

 

Bis heute werden bei Frottana in Großschönau Handtücher und Frottierwaren produziert und in 40 Länder verkauft. Ihr möchtet eine Ausbildung als Mechatroniker:in, Maschinenführer:in oder Fachlagerist:in machen? Hier geben euch Auszubildende bei Frottana Einblicke in ihre Arbeitsfelder: https://www.youtube.com/watch?v=7VPuytQEtPE

Frottierstoff – was genau ist das?

Das Wort Frottier leitet sich vom französischen frotter (sprich: frottee) ab und bedeutet abreiben. Ein Handtuch aus Frottierstoff eignet sich besonders gut zum Abreiben der nassen Haut nach dem Baden. Das kennt ihr bestimmt.

Vermutlich habt ihr Handtücher aus Frottierstoff im Bad. Wenn ihr es ganz genau anschaut, erkennt ihr folgendes: Der Stoff besteht aus unzähligen kleinen Schlingen. Man kann sie hin und her streichen. Darunter ist das Gewebe erkennbar. Das ist das ganze Geheimnis von Frottierstoffen und schon wieder eine besondere Erfindung! Durch die vielen kleinen Schlingen kann das Handtuch das Wasser von der Haut besonders gut aufnehmen. Zudem fühlt es sich sehr flauschig an.  

Um das Gewebe mit den kleinen Schlingen zu erzeugen, wurde ein eigener Webstuhl erfunden, der Frottierwebstuhl.

Noch weiteres Wissen zur Geschichte des Frottierstoffes gibt es auf dem Blog von Möve. Dort liest man, dass der „Schlingenstoff“ wahrscheinlich schon Jahrhunderte vor den Engländern von Menschen aus der Region der heutigen Türkei erfunden wurde. 

Für ein langes Leben eurer Frottierhandtücher achtet auf die richtige Pflege beim Waschen und Trocknen. Hier ist eine Anleitung.

Frottée oder Frottier? Was ist der Unterschied?

Der Unterschied liegt im Detail. Bei Frottiergewebe sind auf beiden Seiten des Stoffes Schlingen. Frottée hingegen weist nur auf einer Seite Schlingen auf. Es wirkt eher samtartig und wird für Bekleidung genutzt. Dort nennt man den Stoff auch „Nicki“-Stoff. 

So sieht der schematische Querschnitt durch das Gewebe aus – oben Frottée, unten Frottier:

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Maske aus Biedermeierstoff im Bilderrahmen

Herkunft: Ausstellungsobjekt aus dem Projekt deconstructed biedermeier

Material: Polsterstoff: Zellwolle; Futterstoff: Baumwolle

Diese Maske ist ein Relikt aus dem Design- und Ausstellungsprojekt deconstructed biedermeier.
Der Stoff wurde in der Historischen Schauweberei in Braunsdorf bei Chemnitz gewebt. Für die Auszubildenden im Projekt war es eine besondere Herausforderung, mit diesem historischen Gewebe zeitgemäße Mode zu gestalten. Die zehn Outfits wurden in einer detaillierten Ausstellung in der ehemaligen Ausnäherei der Weberei präsentiert.

Wenn ihr das Museum in Braunsdorf einmal besucht, werdet ihr euch einen Eindruck von der Monströsität des Webstuhls verschaffen können. Die sympathischen Mitarbeiter:innen machen auf Anfrage gern eine Vorführung für euch. Die Historische Schauweberei Braunsdorf ist immer eine Reise wert! Das Industrieschloss im Grünen liegt idyllisch im Zschopautal am Harrasfelsen.

Die Möbelstoffweberei Tannenhauer war berühmt für ihre feinen Jaquardgewebe. 2019 haben wir eine umfassende Ausstellung zu den Textilien mit ihren einzigartigen Motiven und ihren Designerinnen gemacht. Sie hieß Im Garten der Fäden. Dazu könnt ihr hier in unser Archiv eintauchen! 

Jaquardgewebe sind eine technisch sehr anspruchsvolle Form der Motivweberei. Muster und Bilder werden während des Webprozesses in den Stoff hinein gewebt. Es bedarf sehr viel Vorbereitung: Dazu gehören Musterzeichnungen, die zeigen, wie das Motiv oder das Muster aussehen sollen. Es braucht technische Zeichnungen, damit der Webstuhl genau so eingerichtet wird, dass das Muster entstehen kann. Die Garne müssen in den richtigen Farben zusammengestellt werden. Und das sind nur einige wenige der vielen Handgriffe, um den komplizierten Webstuhl einzurichten. Das Verfahren des Jaquard-Webstuhls funktioniert über Lochkarten. Die Lochkarten bilden genau die Musterung ab, die gewebt werden soll. Das funktioniert wie eine einfache Form der Programmierung und wird oft als eine Vorform der Computertechnik gesehen. Erfunden wurde dieses revolutionäre Web-Verfahren um 1800 von Joseph-Marie Jaquard, einem Lyoner Weber.