„Wir haben immer lokal produziert“, erklärt die Modedesignerin Eva Howitz. Wie die von ihr mitbegründete Leipziger Initiative Lokaltextil auch andere Designerinnen und Designer dazu ermutigen will, berichtet sie im Monopol-Podcast „Fantasiemuskel“
Vor der parkähnlichen Grünfläche vor der Galerie für zeitgenössische Kunst (GfzK) in Leipzig sprießt derzeit ein Feld mit exotischer Biomasse. Dahinter steckt Lokaltextil, eine Leipziger Initiative für „textiles Bewußtsein“. Mit der Pflanzaktion wollen Eva Howitz und ihre Mitstreiter:innen auf das Potential regionaler Rohstoffproduktion hinweisen. Die Gruppe ist in der Kunst- und Designszene verankert, ihr Engagement führt immer wieder zu neuen Ufern.
So arbeiten sie zum Beispiel mit Heimatmuseen zusammen, die historische Maschinen besitzen, um das Wissen um traditionelle Produktionstechniken auch zeitgenössischen Designer:innen zugänglich zu machen. Sie kümmern sich aber auch um die unternehmerische Seite der Textilproduktion, suchen manchmal sogar für Eigentümer, die ihr Unternehmen altersbedingt nicht weiterführen können, eine Nachfolge.
Klingt wie Wirtschaftsförderung, ist aber viel mehr. Howitz beschreibt ihre Tätigkeit als eine Form von „Demokratiearbeit“, denn indem Lokaltextil Künstler:innen und Designer:innen aus einem urbanen Milieu mit regionalen Mittelstandsunternehmen zusammenbringt, entsteht ein Austausch, der, so Howitz, auch zu mehr „Weltoffenheit“ führt. Und die ist, ruft man sich aktuelle Wahlprognosen in Erinnerung, in so mancher sächsischer Region dringend nötig.
Mikroökonomien fördern Widerstandsfähigkeit
Ihr Ansatz ist dabei ganz einfach: Mikroökonomien fördern die Widerstandsfähigkeit – und reduzieren so die Anfälligkeit für reaktionäres Gedankengut. Daneben geht es ihr um ökologische Fragen, schließlich sichert regionale Produktion nicht nur Arbeitsplätze, sondern reduziert auch die Transportwege.
Dass ihr ökologisches Denken in der Realität manchmal an Grenzen stößt, ist eine Erfahrung, von der Howitz in dem Gespräch mit den beiden Podcastern Friedrich von Borries und Torsten Fremer neben allen kleinen Erfolgen ebenfalls berichtet. So sollte auf dem kleinen Feld, das die Initiative vor der GfzK angelegt hat, ursprünglich Nutzhanf wachsen – aber das war den Behörden angesichts des THC-Gehalts doch zu viel des Experiments. Entmutigen lässt sie sich davon aber nicht.
(Quelle: https://www.monopol-magazin.de/lokal-produzieren)