Tisch 4 
Rohstoffe/ Fasern/ Ressourcen 

Wir gehen zum Ursprung zurück. Textilien fallen nicht vom Himmel. Im Gegenteil. Sie kommen aus dem Boden. Sie wachsen als Pflanzen oder als Haare oder sie lagern unter der Erde als abgestorbene Pflanzenteile, die heute als Erdöl gewonnen werden. Ohne Boden also keine Kleidung. Wir nehmen euch mit zum Anfang des Fadens. Zu sehr vielen Anfängen!

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Bibliothek

Why Materials Matter

Seetal Solanski

Ein Buch über seltsame Rohstoffe. Ein Buch über merkwürdige Herangehensweisen an Materialien. Es gibt faszinierende Ressourcen, die wir bisher nicht als solche wahrgenommen haben. Seetal Solanski klappt in ihrem Buch Why Materials Matter ein paar dieser Ressourcen und daraus entstehende Objekte auf. Das ist oft sehr inspirierend und den Kopf erweiternd.

Fachwissen Bekleidung

Hannelore Eberle, Elke Gonser, Marianne Hornberger

Fachliteratur für Menschen, die es genauer wissen möchten. Es geht um Fasern, Anwendungen, Veredelung. Um Prozesse und Pflanzen. Um Formen und Abläufe. Deep Dive erwünscht? Dann ist das Fachbuch eine Leseempfehlung.

Faseratlas

W. Haussler

Erschienen 1962 im Fachbuchverlag Leipzig, informiert dieses Buch über textile Fasern. Insbesondere die mikroskopischen Aufnahmen sind sehr interessant. Naturfaserstoffe und Chemiefaserstoffe, behandelt und unbehandelt. Wenn ihr euch das Buch ausleihen möchtet, kontaktiert uns: hallo@lokaltextil.de

Werkstoffkunde der Textilien

Willmar Senf

Das Lehr- und Fachbuch beschäftigt sich nicht nur mit den Herkünften der textilen Fasern, sondern auch mit deren Aufschluss und Weiterverarbeitung. Interessant ist, dass es sich um ein Übungsbuch handelt. Nach den jeweiligen Kapiteln können die Lesenden Fragen beantworten. Auch dieses Buch steht für euch zur Ausleihe bereit: hallo@lokaltextil.de

Chemiefasern

Kurt Meyer

Das Buch ist 1970 erschienen und vereint das Wissen um Handelsnamen, Arten und Hersteller:innen von Chemiefasern. Es gehört für uns zur Nachhaltigkeitsbildung dazu, sich die Vergangenheit genau anzusehen. Kurt Meyer teilt sein umfassendes Wissen in diesem Buch und auch ihr könnt darin stöbern und lernen. Keramikfaserstoffe, Glasfaserstoffe, Kupferfaserstoffe, Mineralsilikatfasern, Eiweißchemiefaserstoffe und viele andere mehr. Die chemische Vielfalt löst gemischte Gefühle aus. Vielleicht sind Modal, Lyocell etc. doch nicht so nachhaltig und modern?

Das kleine schwarze Schaf

Elisabeth Shaw

Einfach mal machen was andere nicht machen. Anders sein. Dazu stehen und trotzdem ein wichtiger Teil sein. Das kleine schwarze Schaf handelt von der Wichtigkeit der Vielfalt. Ohne die schwarze Wolle des kleinen Schafes, gäbe es keine Muster. Das wäre echt langweilig. Tolles Kinderbuch für alle Menschen!

Brennnesseln

Ludwig Fischer

Ein kulturgeschichtliches Porträt der von den Menschen stark unterschätzten Pflanze. Wir lesen es mit intensivem Interesse, um unseren Fasergartenfreundinnen angemessen zu begegnen.

Hanf

Ute Woltron

“Als in ihrem Garten unverhofft eine Hanfpflanze heranwächst, lässt Ute Woltron sie gewähren. Erst als der Arzt ihr empfiehlt, ihre Migräne mit Cannabis zu bekämpfen, beginnt sie, sich eingehender mit dem Gewächs zu beschäftigen, das die Menschheit spaltet: in Verächter, die seinen Konsum kriminalisieren, und Verehrer, die seine vielfältigen Wirkungen preisen. In ihrem unverblümten Pflanzenportrait öffnet Ute Woltron Pforten zu geheimen Gärten, zu Gewächshäusern in Kellern oder Wandschränken und entführt uns in die Subkultur einer Geheimwissenschaft. Sie findet Cannabis in alten chinesischen Kräuterbüchern, den Schriften Walter Benjamins und der Musik von Louis Armstrong, folgt seinem Duft in die Stube ihres japanischen Nachbarn und zeichnet seinen Weg vom Heilmittel zur kriminalisierten Droge nach. Woltron portraitiert Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht ohne Hanf leben wollen, und plädiert für ein Umdenken im Umgang mit dem Gewächs und seinen Produkten, deren Bandbreite von widerstandsfähigen Seilen und Textilien bis zum haltbarsten aller je produzierten Papiere reicht.“

Schafe

Eckehard Fuhr

Eckhard Fuhr nimmt uns mit in die lange Geschichte, die uns Menschen mit den Schafen verbindet. Und diese Verbindung ist sehr eng. So eng, dass die Tiere in sämtliche Kultur- und Lebensbereiche Einzug hielten. Das Lamm Gottes und das Goldene Flies werden ebenso besprochen wie der Wolf als omnipräsenter Feind der menschlichen Machenschaften oder unsere verquere Beziehungsentwicklung zu allem Natürlichen. Ein kulturhistorischer Rundumschlag, der uns neue alte Vokabeln wie Transhumanz beschert und uns zu einem tiefen Nachdenken bewegt über eine Welt, die eben nicht über unendliche Ressourcen verfügt.

Fallschirmseide

Deborah Jeromin

Deborah Jeromin ist eine Freundin von lokaltextil. Sie ist eine kluge Materialforscherin und Künstlerin. Wir empfinden ihr Buch „Fallschirmseide“ als sehr wichtig. Der Essay „… beginnt mit Seidenraupen in einem Leipziger Kleingartenverein, die für die NS-Rüstungswirtschaft gezüchtet wurden, um daraus Fallschirmseide zu gewinnen. Im Mai 1941 überfielen Tausende deutsche Fallschirmjäger Kreta, es war die größte Luftlandeschlacht der Militärgeschichte. Während der deutschen Besatzung 1941-44 kam es dort zu Massenexekutionen, Dörfer wurden niedergebrannt. Die kretischen Frauen, die selbst Seidenraupen züchteten, verarbeiteten die deutschen Fallschirme später zu Taschentüchern. Zeitzeuginnen erzählen über die Verbrechen der Wehrmacht und erinnern sich an das Spinnen, Weben und Nähen der Seidenfäden – weibliche Memoriertechniken, wo Programm und Muster ineinander übergehen. Sie bilden ein Gegennarrativ zur einseitigen Geschichtsschreibung, die oft allein die Helden im Blick hat.“ (Zitat: https://zabriskie.de/products/fallschirmseide-metaxu-alexiptoton aufgerufen am 12.04.2024 15:13 Uhr) Eine sehr umfassende ästhetische Forschung zum Thema Seide, die wir allen Interessierten, auch fern des Textilen ans Herz legen.

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Kapok

Hier seht ihr einen großen Sack voller Kapok. Die Faser wird auch Pflanzendaunen genannt. Es handelt sich um Samenhaarfasern. Eigentlich ist Kapok tatsächlich am Baum wachsende Wolle. Der Kapokbaum wird auch Wollbaum genannt.  Nach Pappelflaum ist die Kapokfaser die leichteste, natürliche hohle Faser der Welt. Kapok ist sehr viel feiner als Baumwolle. Das Verspinnen von Kapokfasern ist kompliziert. Die Fasern besitzen einen feinen Wachsüberzug. Der Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei ist es in Zusammenarbeit mit den Deutschen Instituten Für Textil- und Faserforschung gelungen Kapok gemischt mit Baumwolle zu verspinnen. Die Anbaugebiete der Kapokbäume liegen in Mexico, auf Java und in Ostafrika. Da die Fasern wegen ihres Fettgehaltes wenig Feuchtigkeit aufnehmen, werden Schiffsmatratzen, Schwimmwesten und Rettungsgürtel damit befüllt.

Hier geht es zum Kapok-Eintrag im Materialarchiv. Das Materialarchiv empfehlen wir an dieser Stelle unbedingt. Ihr findet dort zu Tausenden von Materialien Einträge. Auch die Materialsammlung der Burg Giebichenstein ist Partnerinstitution des Materialarchiv.

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Flachs

Ein Strauß getrockneter Flachs. Die Samenkapseln heißen Bollen. In jeder Bolle sind bis zu 9 Leinsamen enthalten. Daraus kann Leinöl gepresst werden. Die Leinsaat kann auch in die Erde gegeben werden. Dann wächst Flachs, und mit Hilfe sehr komplexer Prozesse kann Leinen daraus werden. Wir haben in unserem Selbstversuch: Leinen alle Schritte durchgeführt. Lest gern in unserem Logbuch. Wir verschenken seit unserem Selbstversuch Leinsamen. Meldet euch gern, wenn ihr es auch einmal probieren möchtet: hallo@lokaltextil.de.

Damit ihr versteht, wie eine Leinwand „funktioniert“ haben wir ein Arbeitsblatt entwickelt. 

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Hundehaare 

Ein Sibirischer Samojede ist ein sehr haariger Hund. Das Foto zeigt einen solchen Hund. Sogenannte Hundewolle als Rohstoff zu nutzen, ist eine althergebrachte Idee. Schon indigene Gemeinschaften an der amerikanischen Westküste züchteten Wollhunde. Hunde gleich Schafen in Herden zu halten, ist wenig effektiv, da der Hund ein sehr aufwendiges Nutztier ist. Deshalb wurde der Ansatz lange Zeit nicht weiterverfolgt. Heute nennen wir die Hundewolle auch Chiengora. In langwieriger Forschungsarbeit haben Ann Cathrin Schönrock und Franziska Uhl ein eigenes Spinnverfahren entwickelt. Die Rohstoffe werden sozusagen gerettet. Hundesalons und Privathaushalte schicken den Unternehmerinnen die Unterwolle der Vierbeiner. Dass die versponnene „Hundewolle“ sogar industriell verwebt werden kann, hat eine Kooperation mit der Historischen Schauweberei Braunsdorf gezeigt. Die Hundewolle für den Versuch wurde in der Naturfasermühle Jahnsdorf beim Unternehmen NAFABO versponnen.

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Brennnessel

Die Große Brennnessel, lateinisch Urtica Dioica, ist eine faszinierende multipel nutzbare Pflanze. Seit Jahrtausenden wird die Brennnessel zur Herstellung von Textilien genutzt. Ihre Fasern liegen wie bei Flachs, Ramie, Kenaf und Hanf als stabilisierende Bastfasern rund um den Stängel herum. Ehemals wurden sogar König:innen in Nesselfaserkleidung beerdigt. 

Die Textildesignerin Tau Pibernat hat in einer umfassenden Recherche zur Nutzung und zum Anbau von Brennnesseln gearbeitet. Wir empfehlen ihr Projekt Our local Nettle zu studieren. Auch die Schweizer Produktdesignerin Nina Gautier hat sich im Projekt URTICA LAB eingehend mit der Brennnessel befasst.  

Das Unternehmen Mattes & Amman beschäftigt sich in größerem Stil mit der Fasernessel Marlene. Hier lassen sich Recherchen und Informationen zur Nutzung der Nessel im Textilbereich nachlesen.

Wir haben in einem Selbstversuch 2022 in der Gärtnerei Belgershain Brennnessel und Ramie angebaut. 

Ramie ist auch eine Pflanze aus der Nesselfamilie, die in China angebaut wird. Die daraus gewebten Textilien stehen feinen Seidengeweben in nichts nach. Leider ist das Klima der Leipziger Tieflandsbucht ungeeignet um Fasernesseln anzubauen. Wir nutzten die Brennnesselpflanzen letztendlich als Jauche, um pestizidfrei zu düngen. 

In diesem Jahr findet die Erste Brennnesselkonferenz in Mittelsachsen statt. Am 22.06. und am 23.06. 2024 treffen sich Interessierte und Expert:innen in Augustusburg. Vielleicht kommt ihr ja auch vorbei?

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Erdöl

Das ist Erdöl. Unsere Kleidung besteht sehr häufig aus Erdöl. Chemiefasern werden aus Erdöl gewonnen. Der Chemiefaseranteil liegt bei 68% der weltweit genutzten Fasern.

 

Ein Kleid von “SheIn”

In diesem Hörstück könnt ihr eine Recherche über Erdöl anhören und wie es zum Polyesterkleid wird. 52,2 % der weltweit genutzten Textilfasern sind Polyesterfasern. Wieviele Menschen sind an der Herstellung unserer Kleidung beteiligt? Welche Prozesse sind nötig? Was ist Erdöl? Was ist Polyester?

Die Informationen wurden während eines Textilworkshop für die Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Mecklenburg-Vorpommern e.V. (LKJ M-V) gesammelt und aufbereitet.

Melanie und Helene haben den Text eingesprochen.

Wir haben weiter recherchiert. Dazu haben wir die Firma OTEX in Flöha angerufen. Dort werden Polyamidgarne hergestellt. Das Unternehmen bezieht die Ausgangsmaterialien bei ContiFibre in Italien. Wir erfahren, dass das Unternehmen Indorama Ventures Polyesterharze und spezialisierte Polymere für textile Anwendungen fertigt. Das Granulat wird  mit Hilfe von Polykondensation aus Dicarbonsären und Diolen hergestellt. Die nächste Station nach der Raffinerie ist also ein Chemiekonzern wie Indorama wo Granulate und Pre-oriented Yarns (POY) hergestellt werden, um im Anschluss zu den Spinnereien transportiert zu werden. Dort wird je nach Kundenwunsch Garn gefärbt, gebauscht, veredelt. Und im Anschluss zur Weberei transportiert. Die Zahl der an der Produktion des Kleides Beteiligten wächst damit weiter an.

Eine interessante Information haben wir von Frau Prof. Dr. Maike Rabe von der Hochschule Niederrhein erhalten. Ein Kilogramm Virgin Polyester, dass direkt aus Erdöl hergestellt wird, kostet im Mai 2024 einen Euro. Das ist zu wenig. Und sicherlich einer der Gründe, warum wir von derart vielen Polyestertextilien umgeben sind.

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Hanf

Hanf ist eine fantastische Pflanze. Die Potentiale sind unglaublich und wir sind überzeugt davon, dass Anbau und Nutzung eine wichtige Zukunft haben. 

Im sehr trockenen Jahr 2022 konnten wir am eigenen Leib erfahren, wie umfassend die positiven Eigenschaften dieser starken Pflanze sind und möchten an dieser Stelle teilen, was wir erlebt haben:

Das Saatgut für unser Testfeld bekommen wir von Herrn Bührer. Er betreibt mit seinem Mitstreiter Bernd Frank die Bafa Neu GmbH in Malsch bei Karlsruhe und befasst sich seit 1996 mit Nutzhanf und seinen Nutzungsspektren. Im März sendet er uns 1 kg zertifiziertes Saatgut, welches in Thüringen produziert wird. Da es immer noch Schwierigkeiten bezüglich der Legalität des Anbaus gibt, denn es muss von Prüfstellen zertifiziert werden, dass es sich tatsächlich um Nutzhanf mit nur sehr geringem THC-Gehalt handelt, ist es gar nicht so einfach kleinere Mengen Saatgut zu bekommen. Wir freuen uns über die Unterstützung von Herrn Bührer und darüber, die Sorte USO 31 auf unserem Belgershainer Versuchsstück auszubringen. Das tun wir im Mai 2022 nach ausreichender Vorbereitung des Bodens. Die Saat kommt ca. 3cm unter die Erde und ist beliebt bei einer Schar Ringeltauben. Nach kurzer Wartezeit zeigen sich dennoch die ersten Keimlinge und starten mit einem unfassbar überzeugenden Tempo das Wachstum in die Höhe. Sie ziehen vorbei an allem, was der Boden sonst in sich trägt. Überwachsen Ackerschachtelhalm, Ackerwinde, Quecke und Wilde Karde und dies tatsächlich aufgrund einer sehr tiefen Pfahlwurzelbildung. An dieser Stelle muss über die Bodengesundungsqualität der Hanfpflanzen gesprochen werden. Die Wurzeln lockern den Boden und führen ihm Gründüngung zu. Der Boden gesundet durch den Hanfpflanzenanbau und wird geschützt. Das schnelle Wachsen spendet Schatten und hält die Feuchtigkeit im Boden. Ein Mikroklima wird erzeugt und dies passiert unfassbar schnell. Wir erlesen uns eine Fülle von Wissen und lernen, dass der Hanf auf gleicher Fläche eines herkömmlichen Waldes, die doppelte Menge an CO2 aus der Luft holen kann. Die Pflanze ist ein Carbonsauger und damit die perfekte Hilfe beim Carbonfarming. Hinzu kommt die Resilienz gegenüber Wasserknappheit und Dürre. Wir geben in ein Versuchsfeld neben dem Hanf, Leinsamen in den sehr dürren Boden und müssen feststellen, dass der Flachs aufgrund von Trockenheit im Südraum Leipzigs nicht im Ansatz dieselbe Wuchskraft entwickeln kann. Er wird von Erdflöhen befallen und erträgt die Hitzeperioden nur sehr schwer.
Also Fokus auf unsere Hanfpflanzen. Nach kurzer Zeit wachsen uns die Pflanzen über die Köpfe, letztendlich erreichen sie ein Höhenwachstum von 3,5m. Im Zuge der Blüte lesen wir, dass Hanf zudem eine Bienenweide ist. Forscher:innen haben heraus gefunden, dass Hanfblüten über 16 Bienenarten anlocken und diese damit schützen und ernähren.
Wir ernten unsere Pflanzen im September 2022. Mit von der Partie Anne Schwalbe, die alles professionell fotografisch festhält und Michael Barthel. Wir ernten und ernten Biomasse. Und erfahren wieder aus vielerlei Ecken, was alles möglich ist mit diesen Stängeln, Blüten, Saaten. Unsere Ernte bringen wir nach Zittau. In der Hoffnung, Matthias Tirsch und Andreas Elvermann schaffen es, die Fasern freizulegen. Was sonst noch so passieren kann, hören wir einige Zeit später in Zwickau. 

Dort findet am 6.12.2022 eine Werkstatt zur Hanfpflanze statt, organisiert von der Sächsischen Wirtschaftsförderung, dem SMEKUL, dem Agronym e.V., dem Sächsischen Netzwerk Biomasse e.V. sowie dem Sachsenleinen e.V.. Anwesend sind Akteur:innen, die sich allesamt mit den Potentialen der Hanfpflanzen beschäftigen. Teilweise tun sie dies wie Herr Bührer und Herr Nowotny aus Brandenburg schon jahrzehntelang und teilweise sehen sie ihre Zukunft darin wie die Gründer:innen von Hanffaser Lausitz. Nach dem Vorbild der Hanffaser Uckermark werden in den nächsten Jahren immer mehr Fabriken entstehen. Die Fasern werden zu Dämmstoffen, Dämmvliesen, etc. Für die Baustoffbranche umgewandelt. Dass das Bauwesen und der Hanf Freunde sind, haben wir schon erfahren dürfen. In Südtirol hat Werner Schönthaler die Ziegelei seines Vaters übernommen und auf die Hanfressource umgestellt. Die Ziegel sind zirkulär immer wieder nutzbar. Hier sprechen wir allerdings vom hölzernen Stängel der Pflanze, den Schäben. Drum herum liegen die sehr robusten Hanffasern. Gleich einem Fasernetz. Sehr schön zeigt dies ein Foto der LaNDER³halle. Die Fasern werden momentan im großen Stil in Deutschland mechanisch aufgeschlossen. Die Stängel geschält.

Es gibt allerdings auch Röstverfahren, wie die im geschlossenen Bioreaktor von Matthias Tirsch Hochschule Zittau Görlitz oder die von Egon Heger erprobte Röste.

Leider fehlen im näheren Umfeld die Spinnereien, um Hanffasern nass zu verspinnen. Momentan kommt der Großteil der Hanftextilien aus China. Ein Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten wäre hier vonnöten, um Hanf als textile Faser zu nutzen. Dass die Pflanze hier sehr gut wächst, können wir mit Sicherheit sagen.

Noch mehr zu unseren Versuchen im Faseranbau Hanf in unserem Textilgarten Belgershain lest hier!

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Baumwolle

Jede Person hat jeden Tag mit Baumwolle Kontakt. Die Faser ist überall. Handtücher, Bettwäsche, T-Shirts, Socken, Jeans. Wir alle kommen ständig, sehr intensiv, mit Baumwolle in Berührung.

„King Cotton“ oder „The Empire of Cotton“ heißt ein Buch von Sven Beckert. Und auch hier wird sofort klar, Baumwolle ist speziell, besonders und trotzdem überall. Beckert beschreibt die Textilfaserpflanze sogar als „Kapitalismusbegründung“. Dieses Wissen lässt sich intensiv vertiefen im Buch. 

Baumwolle „nachhaltiger” zu erwerben, zu nutzen ist heute eine anspruchsvolle Aufgabe. Sowohl ökologisch, als auch sozial ist die Geschichte der Baumwolle kriminell. Skandale über Skandale mal Wasser, mal Saatgut, mal Pestizide, mal Pflücker:innen und Recyclingversprechen überall Intransparenzen und Abgründe. 

Hintergründe lassen sich hier: Stories From The Ground Booklet erlesen.

Auch wir lokaltextiler:innen haben bereits vielseitig zur Faser arbeiten und recherchieren dürfen. In unserem Baumwoll – Selbstexperiment haben wir Saatgut zu Hause wachsen lassen. Leider kommt es in Leipzig nicht zur Blüte. Wo keine Blüte, da kein Samen und damit auch kein Samenhaar. Hier seht ihr unseren  Versuch selbst Baumwolle anzupflanzen. Auf dem Fensterbrett und auf dem Balkon. 

Für unser Lieferkettenexperiment, haben wir mit der Gebr. Otto – Baumwollfeinzwirnerei in Dietenheim kooperiert. Das Unternehmen bekommt die GOTS zertifizierte Baumwolle aus der Türkei und mischt die Virginqualität mit reziklierter Baumwolle zum Recot – Garn. Daraus haben wir T-Shirts gemacht. Die Reise könnt ihr hier nachlesen.

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Banane

Abaca oder Manilahanf ist die Bezeichnung für die Hartfasern der Faserbanane (Musa textilis).

Hierfür werden die Hartfasern der Faserbanane aus den Blättern des sogenannten Scheinstammes gewonnen. Der Scheinstamm der Banane besteht aus bis zu 25 Blattscheiden, in denen die Faserbündel in Längsrichtung verlaufen. Stärke und Feinheit der Fasern sind abhängig von der Position der Blattscheide. Man unterscheidet zwischen Bandala (derbe Fasern aus den äusseren Blattscheiden), Lupis (etwas feinere Fasern), Tupoz (feinste Fasern aus den inneren Blattscheiden) und Werg (Faserabfälle).

Abaca lässt sich nur schlecht verspinnen. Häufig werden die Fasern in Wasser gelöst, d. h. zu einer Pulpe verarbeitet und so zu einer Vielzahl von Zellstoffprodukten weiterverarbeitet.

Aufgrund der Salzwassertolerenz dient Abaca vor allem zur Herstellung von Schiffstauwerk und Fischernetzen. Die Fasern werden ausserdem zu Seilen, Hängematten und Teppichen sowie zu Zellstoffprodukten wie feinem Karton und hochwertigem Papier verarbeitet.

Auch die uns bekannte Bananenschale wird immer wieder als Ressource erforscht. So zum Beispiel von Elias Joho & Lea Giezendanner an der Züricher Hochschule der Künste ZHdK. 

Sarah Harbath`s Label KUORI entwickelt Materialalternativen aus Bananenschalen und kooperiert bereits mit Unternehmen wie Wildling Shoes. Hierbei handelt es sich um eine Alternative zu herkömmlichen erdölbasierten Materialen zur Sohlenherstellung.

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Seide

Wir sehen mehrere Seidenkokons auf dem Tisch liegen. Seide ist die einzige in der Natur vorkommende textile Endlosfaser der Welt. Seide besteht aus Proteinen. Produziert wird der Seidenfaden von einem Schmetterling namens Seidenspinner, lateinisch Bombyx mori. Die Raupe isst sehr viele Maulbeerbaumblätter oder Eichenlaub ( bei Tussahseide) und spinnt sich dann in einen Kokon ein. Nach dem Schlüpfen können die Kokons abgewickelt werden. Wird gewartet bis der Schmetterling den Kokon verlassen hat, nennen wir die daraus entstehende Seide Peacesilk, da kein Tier verletzt wird. Üblicherweise werden die Raupen im Kokon in heißes Wasser gegeben, um den Seidenfaden ununterbrochen nutzen zu können. Dabei sterben die Raupen.

Die Menschen verehren das Material seit mehreren Jahrtausenden. Ursprünglich wurde es in China entdeckt und die Verarbeitung erforscht und professionalisiert.

Das Buch Fallschirmseide von Deborah Jeromin haben wir in unserer Bibliothek empfohlen.

An dieser Stelle möchten wir euch einen Besuch auf der Seite SILKMEMORY ans Herz legen. Ein wunderschönes digitales Archiv mit digitalisierten Textil-und Bildquellen zur Zürcher Seidenindustrie. Das Webportal Silk Memory bietet Zugang zur Archivdatenbank der Hochschule Luzern – Design & Kunst. Aktuelle Ansprechpersonen sind Tina Tomovic, Florence Schöb unter silkmemory@hslu.ch.

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Holz

Das Holz der Bäume ist eine wichtige Ressource der Textilindustrie. Holz wird als zellulosisches Grundmaterial für die Herstellung von Viskose genutzt. Das Grundmaterial wird auch Chemiezellstoff genannt. Dieser kann aus Buchen, Fichten, Eukalyptus, Bambus, Rosen und vielem Weiteren mehr bestehen. 

„Die Produktion von Viskose benötigt viel Holz. Laut der Umweltschutzorganisation Rainforest Action Network werden jährlich 120 Millionen Bäume nur zur Viskoseproduktion gefällt. Im Herstellungsprozess werden grosse Mengen an Chemikalien wie das hochtoxische Kohlenstoffdisulfid (Schwefelkohlenstoff) sowie die stark ätzenden Substanzen Natriumhydroxid und Schwefelsäure eingesetzt. In der konventionellen Viskoseproduktion gelangen für jedes produzierte Kilogramm des Materials 20 bis 30 Gramm Kohlenstoffdisulfid und vier bis sechs Gramm Natriumhydroxid durch unzureichende Abwasserbehandlung in die umliegenden Flüsse und Seen, wo sie die Sauerstoffregulierung beeinflussen und Wasserflora und -fauna gefährden. Besonders der während des Produktionsprozesses in die Luft entweichende Schwefelkohlenstoff ist ein ernstzunehmendes Risiko für die in den Fabriken Arbeitenden, da es nachweisbar zu schweren Gesundheitsschäden führt. In Billiglohnländern, vor allem im asiatischen Raum, wo Viskose für Fast Fashion produziert wird, sind die Auswirkungen der Chemikalie fatal.“ (Zitat: https://materialarchiv.ch/de/ma:material_56?type=all&n=Nachhaltigkeit)

Heute ist das österreichische Unternehmen Lenzing eines der größten Viskosehersteller weltweit. Patentierte Materialien wie Tencel, Ecovero etc. werden in umweltschonenderen Verfahren im großen Maßstab hergestellt. Es gibt Zellstoffwerke in Brasilien und Thailand. Das 2022 eröffnete Werk in Prachin Buri Thailand,  ist laut Lenzing die „weltweit größte Lyocellfaser-Produktionsanlage“. Sie liegt 5 km vom Khan Yai Nationalpark entfernt. 

Auch das Holz des Rosenbaumes wird zu Viskose verarbeitet. Da immer wieder von Rosenviskose die Rede ist, möchten wir an dieser Stelle aufklären. Der Rosenbaum heißt eigentlich Palisander. Englisch wird er rosewood genannt und direkt übersetzt landen wir bei Rosenholz. Rosenviskose birgt sozusagen mehrere Stolperfallen. Die Regeneratfaser ist keine Naturfaser. Sie ist nicht aus Rosen gemacht, hat nichts mit den Blüten zu tun. Und die Bäume und alle Dalbergia-Arten stehen seit 2017 unter dem Washingtoner Artenschutzabkommen. Es ist demnach keine nachhaltige Materialalternative. Nicht nur das Holz der Bäume ist Grundlage für Viskose. Verschiedenste cellulosische Materialien können zu Viskose werden. 

Wir haben uns in Austausch mit Lars Wittenbrink begeben. Er betreibt seit 2008 einen Laden für nachhaltigere Kleidung in Münster. Wir teilen mit euch den Link, den er uns zum Thema nachhaltigere Rohstoffe geschickt hat. Hier seht ihr eine von ihm erarbeitete Faservergleichstabelle: 

 

Tanita Hecking und Lavinia Muth widmen ihren #30 Newsletter dem Thema Viskose. Lest hier mehr und macht euch ein eigenes Bild.

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Jute

Jute, ist eine Pflanze die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt. 

Heute wird Jute vornehmlich in Indien und Bangladesh angebaut. Die Pflanze wächst ca. 1,5m bis 3m in die Höhe.

Die Fasern der Pflanze werden als Goldene Fasern bezeichnet. Richtig verarbeitet erlangt die Faser einen wunderschönen Glanz. Sie ist dem Aufbau von Hanfstängeln ähnlich. Nach circa 20 Tagen Wasserröstezeit werden die Fasern von Hand ausgelöst.

Mengenmäßig ist Jute nach der Baumwollfaser die wichtigste Naturfaser auf unserem Planeten. 1,3 Mio. ha. fasst die weltweite Anbaufläche.

In diesem Film wird über die Jute und deren Weiterverarbeitung in Bangladesh berichtet.  

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FRAGE

Welche Ressource ist für dein Lieblingsstück geerntet worden?

Diskutiert diese Frage.

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Wolle

Die Fotografie ist eine Arbeit der Künstlerin Anne Schwalbe.

Sie zeigt ein Schaf. Anne schreibt dazu: „Die Schafe habe ich auf der Halbinsel Mönchgut auf Rügen bei Groß Zicker fotografiert. Zickersche Alpen heißt diese schöne Hügellandschaft. Dort ist auch das Pfarrwitwenhaus. Ein sehr schönes Museum! Und die Schäferei Westphal. Das war die erste Schäferei die Wolle an Nordwolle geliefert hat. Im Dezember 2021 konnte ich ein paar Stunden alleine mit diesen freundlichen hochschwangeren Mutterschafen verbringen. Traumhaft.“

Daneben liegt ein wenig Schafwolle. Sie stammt von den Karakulschafen aus dem Umweltzentrum Franzigmark bei Halle (Saale). Dort durften wir während unserer Ästhetische Forschung: Wolle, zu Besuch sein.

Wolle ist ein komplexes Thema. Nur Schafwolle wird tatsächlich Wolle genannt. Bei Alpaca, Cashmere, Hund, Kaninchen u.v.w.m. wird von Tierhaaren gesprochen.

Hier geht es zu unserem Journal: Wolle. Eine stetig anwachsende Sammlung von Informationen zum Thema Wolle, dass seinen Ursprung im Kooperationsprojekt “Ästhetische Forschung: Wolle” an der Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design hat.

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Kenaf

Im Jahr 2023 müssen wir uns nach einer Nutzhanfalternative umsehen. Wir dürfen im urbanen Raum keine Hanfstängel wachsen lassen, dass verbietet uns das Betäubungsmittelgesetz, trotz bewiesenem gegen null gehenden THC – Gehalt. Nach längerer Unterhaltung mit Susanne Frenzel aus Thüringen, entscheiden wir uns für die Faserpflanze Kenaf. Ein malvenartiges Gewächs, mit handähnlichem Blattwerk. Der lateinische Name Hibiscus L. var. cannabinus L. klingt wenigstens ein bisschen nach Nutzhanf. Und wir forschen weiter. Kenaf wird auch Dekanhanf genannt und zählt, zu den CO2 Saugern der Extraklasse. Die eigentliche Heimat sind tropisch und subtropische Klimazonen. Dort ist Kenaf eine bis zu 4m hoch wachsende Nutzpflanze. Sie wird als Faserpflanze, ähnlich der Jute, eingesetzt für Baustoffe aber auch Seile. Auch gröbere Textilien werden aus Kenaf gefertigt. Bekannt für Kenafanbau zur Fasergewinnung sind die Länder Tansania, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Togo, Kenia und Malawi.  In Nordamerika wird Kenaf für die Herstellung von Papier angebaut. Gerade Recyclingpapiere profitieren von der Faserlänge des Dekanhanf. 

Wie verschiedene Studien nahelegen, besitzt Kenaf eine weitere Boden heilende Eigenschaft. Die Pflanze ist in der Lage, Schwermetalle aus dem Boden zu ziehen und während des Wachstums im Stängel zu verteilen. Dies tut sie so raffiniert, dass sie trotzdem als Ressource für beispielsweise Dämmung eingesetzt werden kann. Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Herrn Dr. Thomas Reiz vom UFZ – Umweltforschungszentrum in Halle, werden wir die Effekte unseres Anbauexperimentes auf den urbanen Boden erforschen.

Am 11. Mai 2023 bereiten wir die Aussaat der Kenafsamen vor. Es muss etwa 17°C warm sein, was sich nun Mitte Mai langsam auch in unseren Breitengraden anbahnt. Der Lösungsweg muss gelockert werden um die Saat zu säen. Wir bekommen viel Besuch an diesem Donnerstag und nutzen jedes Gespräch, um die Wichtigkeit lateralen Denkens und holistischen Tuns zu vermitteln. Interessiert verwickeln wir Personen aller Altersgruppen in Gespräche zur Kenafpflanze und deren Qualitäten. Die Samen weichen wir in lauwarmes Wasser ein, über Nacht beginnen sie vereinzelt zu keimen. Wir lernen dass für die Keimunterstützung das Aufweichen der Samenschale hilfreich ist. Wir werden am 12. Mai 2023 jedes Körnchen einzeln in die gelockerte Erde geben. Pünktlich zur Ausstellungseröffnung Things that were are things again sind alle Saaten in der Erde. Die Jahresausstellung ist die erste klimaneutrale Ausstellung der GfZK und wir sind froh Teil zu sein und hoffentlich etwas zur Klimaneutralität beizutragen.

Nun heißt es genau beobachten und immer wieder gießen. Wir wässern am 17. Mai 2023, noch ist kein Keimblatt zu sehen. Am 22. Mai 2023, also ca. 10 Tage nach Aussaat, können wir kleine herzförmige Blättchen wahrnehmen. Wir bekommen immer wieder Gießunterstützung von unserem Gartenfreund Stephan Schürer aus Belgershain. Dankbar dafür und hoffnungsfroh warten wir auf unsere klugen und hilfsbereiten Pflanzenfreunde. Anfang Juni ist es leider wahnsinnig trocken und wir müssen händisch bewässern. Die kleinen Pflanzen, die wir seit 22. Mai 2023 beobachten, wachsen langsam, aber sie wachsen. Wir hoffen immer noch auf weitere Keimblätter, können bisher leider noch keine erkennen. Wir sind in Mitteleuropa, fern der Subtropen und Tropen. Vielleicht ist es hier einfach zu trocken und zu kühl für den Kenaf, die Pflanzenkultur unseres Jahres 2023.

Nun ist der Juni vorbei und der Juli heizt unserem Lösungsweg ein. Die 16 Kenafpflanzen, die es aus der Erde geschafft haben ans Tageslicht, kämpfen Millimeter um Millimeter. Wir akzeptieren, dass Kenaf in unserer Stadtmitte keine Chance hat und hegen die Pflanzen, die da sind. Wir verzichten auf den täglichen Wasserguss und freuen uns über die tapfere Wachstumswilligkeit. Letztendlich bleibt nur eine einzige Pflanze übrig. Sie blüht wunderschön am 29. September 2023 und erzeugt etwas Saatgut. Die Fasergewinnung zu erproben ist uns somit nicht vergönnt.

Im Oktober 2024 beginnen die Blätter der umliegenden Bäume auf unser Kenaflabyrinth zu fallen und wir beschließen das Gartenjahr 2023 mit einem gescheiterten Faserpflanzenversuch und wahnsinnig viel Wissenszuwachs.

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Das Gehirn – Tiefenwissen

Die Palette der Rohstoffe aus denen Fasern gewonnen werden können ist lang! Hier sammeln wir wann immer uns etwas begegnet Informationen dazu. Sendet uns gern eure Tipps an hallo@lokaltextil.de dann arbeiten wir alles ein.

Milch – Milchfaser  QMILK startet in der Küche mit einem kleinen Mixer. Anke Domaske ist Mikrobiologin und macht aus Milchproteinen zukunftsweisende Erfindungen, die nicht nur 100% natürlich sind, sondern auch nachhaltig produziert werden.

Kuhdung – Aus Kuhdung kann Stoff entstehen?! Das hat die Wissenschaftlerin Jalila Essaidi herausgefunden. Sie entwickelt aus dem was die Kuh nicht mehr benötigt eine Viskose und nutzt dafür alle im Kuhdung enthaltenen Bestandteile. Hier könnt ihr erfahren wie das funktioniert.

Soja – Sojafaser – Sojastoffe werden aus nachhaltigen pflanzlichen Proteinfasern aus der nährstoffreichen Sojabohne hergestellt. Ähnlich wie bei der Milchfaser sind die Ausgangsstoffe der Sojafaser Abfallprodukte aus der Tofu-, Sojamilch- oder Sojaöl-Herstellung. Das Protein wird aus dem sogenannten Sojakuchen gewonnen, der z. B. bei der Herstellung von Sojaöl anfällt, während die Sojasaat über rotierende Schneckenpressen ausgepresst wird. Die Produktion der Sojafaser kommt ohne giftige Hilfs- und Zusatzstoffe aus. Der Rückstand nach der Proteinextraktion kann als Futtermittel Verwendung finden.

Hier zu hören ein interessanter Podcast zum Thema Eiweissfasern.

Spannende Projekte zum Thema Flachs und Leinen:

Swiss Flax – SwissFlax ist eine Initiative von Leuten, welche die Nachhaltigkeit und Slow-Fashion praktisch umsetzen. Die Firma besteht aus Landwirten, aus Personen aus Forschung und Entwicklung und aus Führungspersonen mit betriebswirtschaftlichem Know-How. Dies ist ein starker Mix welcher über die ganze Wertschöpfungskette nachdenkt und neue Lösungswege und Ansätze entwickelt.

The Linen Project – The Linen Project wurde 2018 von ArtEZ MA Practice Held in Common und Crafts Council Nederland initiiert. Es untersucht und arbeitet an der Reaktivierung der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit des lokalen Flachsanbaus und der Leinenproduktion in den Niederlanden in kleinem Maßstab.

NFF – Natur Faser Fölser Weil wir ein Teil der Natur sind, beschäftigen wir uns auch mit der Natur. Wir nutzen den regionalen Rohstoff Flachs & Hanf für unsere Mühlviertler Naturfaserprodukte Jeans und Naturbaustoffe. Unsere langjährige Erfahrung und faire Entlohnung der Landwirte & Schneiderinnen machen uns zu einem Traditionsunternehmen.

Hier geht es zu einem schönen Leinenprojekt von Mona Knorr. „1qm Lein“ kommt nun auch nach Deutschland. 

Spannendes zum Thema Hanf:

Podcast: Fibres at Work – Im Fibers at Work Podcast wird mit Experten aus verschiedenen Fachrichtungen über das Thema Naturfasern als Industrierohstoff und deren Potenziale zur Herstellung von nachhaltigen Produkten gesprochen. In der ersten Staffel dreht sich alles um die Naturfaser Hanf.

Interessante Projekte rund um das Thema Wolle:

HILO Textiles – Open Source Spinning Hardware

Alte Spinnerei & Tuchfabrik Lengenfeld e.V. – Wiederbelebung einer alten Spinnmühle. Hier erfahrt ihr mehr!

Weiterführende Links und Informationen:

Im Materialarchiv finden sich viele weitere spannende Textilressourcen wie Muschelseide, Sisal und Ananas.

Auch die Fädige Palmlilie und viele weitere Pflanzen wurden von unseren Wissenschaftlerfreunden an der HSZG in der LaNDER³ – Halle auf Fasererträge untersucht. Hier könnt ihr anrufen um noch mehr herauszufinden.

Das Museum of Islamic Art zeigt im Moment Textilien aus Spinnenseide. Im Helmholtz – Zentrum Geesthacht forscht Imke Greving an diesem faszinierenden Material.

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Kokos

Wir sehen hier eine Kokosnuss deren Fasern eine wichtige textile Ressource sind. Als Kokosfasern, auch bekannt als Coir, werden die Naturfasern bezeichnet, die aus der äußeren Umhüllung der Kokosnuss, dem Mesokarp, gewonnen werden. Sie zählen zu den Fruchtfasern. Das Eigenschaftsprofil ähnelt dem von Hartfasern. Dabei können Fasern aus unreifen Früchten zu Garnen und damit zu Geweben verarbeitet werden. Fasern reifer Früchte können dagegen aufgrund ihres höheren Holzanteils nicht versponnen werden. Für eine Tonne Kokosfasern werden ca. 13.000 Kokosnüsse benötigt.

Da die Kokosfaserindustrie ihren Hauptsitz Sri Lanka hat, sind Kokosfasern für den europäischen Raum nicht nachhaltig. Die Transportwege sind einfach zu lang. Trotzdem kennt jede Person Kokosfaserfussmatten, Teppiche oder Seile aus dem Material.

Die Mechanische Kokosweberei August Schär K.G. in Eisenschmitt ist eine der letzten ihrer Art. Hier werden auf mechanischen Webstühlen Matten und Teppiche aus Kokos – und Sisalfasern gefertigt.